Amerikanische Äpfel und russische Birnen

Ideologie In den Debatten um den Ukraine-Krieg begegnet uns immer wieder eine argumentatorische Figur: Der Whataboutismus. Doch wer immer gleich auf die Untaten anderer verweist, sieht die Welt im Zerrspiegel
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2022

Vom Schulhof kennt man die Ausrede. „He, warum ich? Ich hab’ nicht angefangen! Die anderen tun’s ja auch!“ Auch auf dem Schulhof der Politik werden solche Ablenkungsmanöver praktiziert, sie heißen dann unschön „Whataboutismus“. Ist von der Ukraine-Invasion die Rede, dem Verbot unabhängiger Medien in Russland oder den „Umerziehungslagern“ in Xinjiang, kontert der Whataboutist reflexartig: Und was ist mit dem Kosovo, Assange, Guantánamo? Ein schwacher rhetorischer Trick, meinte dazu Arthur Schopenhauer in seinem heute noch aktuellen Büchlein über Die Kunst, Recht zu behalten. Darum wird Diversion am liebsten im Doppelpack mit einem weiteren Kunstgriff verwendet: der Ad-hominem-Unterstellung, also dem Vorwurf a