„Was haben wir übersehen?“

Interview Die Politikwissenschaftlerin Ekaterina Schulmann erreicht in Russland mit bildungspolitischen Sendungen im Radio und auf Youtube Hunderttausende. Seit Kurzem ist sie in Berlin und wurde als „ausländische Agentin“ gebrandmarkt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2022
„Was haben wir übersehen?“

Foto: Monika Keller für der Freitag

„An welchem Punkt der russischen Geschichte soll ich anfangen?“, fragt Ekaterina Schulmann zurück, als wir in einem Konferenzraum in Berlin-Mitte von ihr wissen wollen, was dazu geführt hat, dass sie seit Anfang April hier als Fellow der Robert-Bosch-Stiftung ist. Schulmann arbeitete in den Nullerjahren für die russische Staatsduma und erstellte juristische Gutachten. Da war sie gerade mal Anfang 20. Sie lehrt an zwei renommierten Universitäten in Moskau und hatte eine wöchentliche Radiosendung bei Echo Moskau, bis der Sender Anfang März geschlossen wurde. 2018 und 2019 gehörte sie dem Menschenrechtsrat des russischen Präsidenten an, bis sie nach nur zehn Monaten zusammen mit dem Vorsitzenden und einigen anderen Mitgliedern ihres Postens