Jedenfalls wird in diesem Jahrnicht mehr gewählt. So kann man jetzt Abstand nehmen von dem Geschimpfe auf Parteien und Politiker. Die Frage, was denn eigentlich los sei mit unserem Land, muss deshalb nicht verschwinden. Sie harrt weiterhin der Erörterung. Nur kann man fällige Überlegungen jetzt in die richtige Richtung lenken. Bei der Deutschen Bank droht eine mittlere Katastrophe. Ein Ende der Alarmstimmung bei VW ist nicht abzusehen. Beide Konzerne galten jahrzehntelang als Leuchttürme: erst des Wirtschaftswunders, dann deutscher Wirtschaftsmacht. Der Niedergang beider ist nicht durch das Schicksal, sondern durch Betrug verursacht. Hat das dort die Folgen gehabt, die Betrug beim Kassenwart eines Tierschutzvereins oder beim Pächter einer Tankstelle zeitigen würde? Hat es nicht.
Soeben beklagte ein deutscher Professor, wer heute an die Uni gehe, wisse nichts mehr. Ein Student sei überzeugt gewesen, Hitler habe die DDR gegründet. Schlimm, schlimm. Aber wie gut sind heute die Professoren? Einer der namhaftesten an der Berliner Humboldt-Universität hat in einem renomierten Verlag ein Buch zur Antike veröffentlicht. Als Gelehrtenleistung sehr gut. Aber in diesem Buch wird in ein und demselben Kapitel Platon einmal mit n geschrieben, wie in der deutschen Philosophie üblich, und dann wieder ohne n, wie es westlicher Tradition entspricht. Der Autor hat offensichtlich Skripte zusammengefügt: Ein Vortrag, einen Aufsatz dazu, Zwischentexte. Da ist manches stehen geblieben, und das Lektorat des Verlages hat es nicht gemerkt. Das ist nicht ungewöhnlich. Welcher Professor schreibt derzeit noch seine Bücher, wie es die Koryphäen des 19. und 20. Jahrhunderts taten?
Franz Beckenbauer, der Kaiser, ist ein weiterer Fall aus der dubiosen Gesellschaft an der Spitze des FC Bayern. Längst zahlt der Vielfach-Millionär seine Steuern in Österreich. Dabei käme wohl im Hause Beckenbauer kein Schnitzel weniger auf den Tisch, wenn er das Finanzamt dort erfreute, wo er sein Geld verdient. Dass er beim Thema Ehrenamt nicht so offen war, wie es das Wort nahelegt, und 5,5 Millionen Euro über Umwege einnahm, passt ins Bild. Wäre das Uwe Seeler zuzutrauen gewesen? Dass der DFB einer Frankfurter Anwaltskanzlei der Spitzenklasse Millionen für die Aufklärung von Geldflüssen rund um die Weltmeisterschaft von 2006 bezahlte, aus dem teuren Bericht heraus aber davon nichts erfuhr – wenn das denn stimmt –, passt dazu wie A ... auf Eimer.
Was lehrt uns das alles? Unser Land hat wirklich ein Problem. Es hat ein Problem mit seinen Eliten.
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