Was wir aussprechen, verliert die Kraft des Alptraums

Im Gespräch Bosiljka Schedlich, Geschäftsführerin des Berliner Vereins "südost Europa Kultur", über den Jugoslawien-Krieg als Chance für eine neue Friedenskultur in Europa
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FREITAG: Sie sind vielerorts bekannt als eine sanfte, aber sehr entschiedene Streiterin für Dialog und kulturvolle Kommunikation, die Ihnen als Medium friedlicher Konfliktbewältigung gilt. Aber wenn man Gespräche führt, heißt das nicht auch, ein Stück von sich selbst preiszugeben und verletzlich zu sein?
BOSILJKA SCHEDLICH: Bei Gesprächen kommt es auf das Zuhören an. In einem sicheren, vertrauten Rahmen wird auch das erzählt, was schmerzt, oder wofür man sich schämt und Schuld empfindet. Diese innere Befreiung ist schwierig, langwierig und verläuft sehr unterschiedlich, wie eben die Menschen unterschiedlich sind.

In den neunziger Jahren haben wir einen Mann betreut, der während des Krieges in Bosnien durch die Hölle eine