Wechselwirkungen und Verhältnisse

Somatische Träume im Post-Dolly-Zeitalter In ihrem neuen Roman "Mitgift"erkundet Ulrike Draesner das intersexuelle Niemandsland zwischen den Geschlechtern
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Als im Frühjahr 1997 die Sensationsnachricht vom ersten geklonten Lebewesen, dem Schaf Dolly, über den Erdball eilte, schien das die Welt der Literatur kaum zu beeinträchtigen. Während die kategorialen Grundlagen der Naturwissenschaften über der neuen genetischen Revolution ins Wanken gerieten, blieben die alten, traditionellen Konzepte von ästhetischer Subjektivität weitgehend intakt. Nur bei ganz wenigen Autoren hat das Erscheinen des ersten Klons auch die literarischen Wahrnehmungsweisen affiziert. So erlebte die Schriftstellerin Ulrike Draesner die Urszene gentechnologischen Triumphes als Erkenntnisschock und Epiphanie. Wenige Wochen nach dem Geburt des neuen Totemtiers wissenschaftlicher Hybris blätterte sie in den Sonetten William Shakespeares,