Weder Egoist noch Altruist

Sozial Pierre Rosanvallon entstaubt in einem tollen Buch die Idee der Gleichheit unter der Menschen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2013
Weder Egoist noch Altruist

Foto: Ulf Andersen / laif

Das zeitgenössische linke Lamento lautet zugespitzt: Seit 30 Jahren wird alles schlechter. Die Ungleichheiten wachsen. Solidarität gibt es nicht mehr, der Wert der Gleichheit wurde diskreditiert. Und an all dem ist der Neoliberalismus schuld: mit seiner Konkurrenzideologie und seinem erfolgreichen Prinzip, alles zur Ware zu machen.

Aber so einfach ist das nicht, sagt Pierre Rosanvallon. Schon die Beschreibung der vergangenen Jahrzehnte als Verfallsgeschichte – und der siebziger Jahre als Paradies – muss die Hälfte der Wahrheit ausblenden. Ja, die ökonomischen Ungleichheiten wachsen wieder in einem Ausmaß, das man vorher nicht mehr für möglich gehalten hätte, sie werden beklagt und akzeptiert zugleich, und doch sind andere Ungleichheiten he