Weder "weich" noch "hart"

Frankreich Wenn Nicolas Sarkozy sich 2012 um die zweite Präsidentschaft bewirbt, heißt der sozialistische Herausforderer François Hollande und kommt aus der Mitte seiner Partei

Nach dem ersten Wahlgang, mit dem der Parti Socialiste (PS) seinen Präsidentschaftskandidaten unter fünf Bewerbern bestimmen wollte, gab es einen Sieger und ein nicht-eindeutiges Resultat. Der Sieger war die Partei, denn sie mobilisierte 2,6 Millionen Wähler – jeder konnte mit einem symbolischen Beitrag von einem Euro und der Unterschrift unter eine Grundsatzerklärung mitwählen. Eine derartige Resonanz überraschte alle, auch die konservativen Gegner aus dem Lager des Präsidenten, die Gift und Galle spuckten. Das eigentliche Wahlresultat hingegen blieb unklar: François Hollande erreichte 39,2, Martine Aubry 30,4, Arnaud Montebourg 17,2, Ségolène Royal 6,9 und Manuel Vals 5,9 Prozent der Stimmen – alle waren also Verlierer. Das Ergebnis offenbarte die Fraktionierung der Partei in „Familien“.

Bevor es nun zum Stechen zwischen Hollande und Aubry kam, hatten Ségolène Royal und Manuel Vals ihren Anhängern geraten, für Hollande zu votieren. Montebourg verzichtete auf eine Empfehlung, erklärte aber für sich persönlich, er wolle für Hollande stimmen. Damit war der Wahlausgang völlig offen. Niemand konnte wissen, wem die Montebourg-Anhänger ihre Stimme geben und ob sie überhaupt zur Wahl gehen würden.

Bei einem letzten Fernsehdisput der beiden Kandidaten hatte sich Aubry als entschiedene Linke zu erkennen gegeben und Hollande erstmals frontal als „weichen Linken“ und als Mann des „Systems“ attackiert. Hollande antwortete, er sei weder „weich“ noch „hart“, sondern „solide“, und die Rede von „System“ gleiche der Sprache von Le Pen. Tatsächlich unterscheiden sich Hollande und Aubry nur in programmatischen Nuancen.

Hollande gewann den zweiten Wahlgang mit 56,4 Prozent der Stimmen gegen 43,6 Prozent für Martine Aubry recht klar. Sieger und Verliererin präsentierten sich danach gemeinsam vor den Kameras und demonstrierten so Einigkeit im Kampf gegen Sarkozy. Erstaunlich ist erneut die Wahlbeteiligung. Sie liegt mit über 2,7 Millionen Wählern höher als im ersten Wahlgang. Ob dieser Mobilisierungsschub reicht, um Sarkozy in sieben Monaten zu schlagen, bleibt offen.

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