weißt du, wie sich tintenfische fortpflanzen?
nein.
die weiblichen tintenfische stellen sich auf, an der ecke, etwa so,
den arm leicht abgewinkelt, in kontraposthaltung. sie haben vorher,
zu einem bestimmten zeitpunkt ihre unbefruchteten eier eingesammelt.
moment mal, wohin?
außerhalb ihres körpers, in einer art tüte oder beutel.
irgendwann kommt ein männlicher tintenfisch vorbei.
irgendeiner?
nein, einer wird ausgewählt. die weibchen harren also
in ihrer zartfließenden bewegung, der hauch ihrerselbst nur
und dann kommt der eine und jetzt wird es sehr bizarr.
aha.
sie berühren einander nur ein einziges mal, leicht mit den taranteln.
die frau übergibt ihm die eier und das wars.
das ist ja wie pränatale abtreibung.
sie sehen einander nie wieder.
da steht diese tintenfischprostituierte an der brücke,
schwenkt mit dem beutel und drängt die babys irgend ´nem deppen auf.
nein, der akzent liegt in der unendlichkeit des einen schritts,
der einmaligen fingerspitzenberührung bei der handtaschenübergabe, endgültig, verstehst du?
hm.
hm. ich finde da nichts besonderes, als eine biologische konstante, wenn die das eben so machen, so ne art virtueller schnellfick, nur dass die kinder schon vorher da sind.
hm.
aber die frauen sind hinterhältig, mit ihren taranteligen fingerspitzen.
... die liebesbeziehung, das ist was tragisches ...
... und die kinder sehen ihre asoziale mutter nie wieder.
stell dir mal vor, diese unmenge an vorsätzlich produzierten heimkindern, oder sagen wir alleinstehenden vätern mit kinderschar, wie grässlich. da kann man sich nur noch in tinte einnebeln und umbringen, endgültig.
du machst es dir einfach, wenn du behauptest, dass ein ball immer einen zwang auslöst und es nur darum geht, sich davon zu befreien.
wäre es nicht schön einfach zu sein? wäre es nicht schön einfach zu sein?
wäre es nicht schön einfach zu sein?
Sylvia John, geboren 1960 in Weimar, Lehrberuf: Wirtschaftskauffrau, studierte Malerei in Leipzig, verschiedene Tätigkeiten unter anderem als Szenenbildnerin. Schreibt und arbeitet im Café.
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