Wenig Zeit für die Wahrheit

Justiz Ein Richter erledigt weniger Streitfälle als seine Kollegen und wird ermahnt. Muss er jetzt schneller und oberflächlicher arbeiten?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2016
Das Aktenstudium kann erhellend, aber auch langwierig sein
Das Aktenstudium kann erhellend, aber auch langwierig sein

Foto: Ulrich Baumgarten/Getty Images

Die Strafanzeige, die der Rechtsanwalt Gerhard Strate dieser Tage bei der Freiburger Staatsanwaltschaft erstattet hat, ist eine äußerst ungewöhnliche. Der Vorwurf: versuchte Nötigung in einem besonders schweren Fall. Die Beschuldigte: Christine Hügel, bis zum vergangenen Jahr Präsidentin des Oberlandesgerichts Karlsruhe. Beim Stuttgarter Justizministerium gingen zudem mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Hügel ein.

Auf den ersten Blick geht es bloß um eine „Ermahnung“. Hügel hat im Jahr 2012 bemängelt, dass der Richter Thomas Schulte-Kellinghaus rund ein Drittel weniger Fälle als seine Kollegen erledigt hatte. In Wirklichkeit geht es in diesem Fall aber um viel mehr: um einen Eingriff in die Unabhängigkeit von Richt