Wenn die Justiz politischen Rabatt gibt

Schockurteil gegen Mounir al-Motassadeq Warum wurde vom Hamburger Richter so nachdrücklich die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens betont?
Exklusiv für Abonnent:innen

Manchmal helfen sarkastische Überlegungen bei der Einschätzung dessen, was dem Publikum als Normalität serviert wird. Angenommen, das Hamburger Gericht hätte den Angeklagten Mounir al-Motassadeq vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord in über 3.000 Fällen freigesprochen. Innenminister Schily hätte gegenüber den wutschnaubenden Protesten aus den USA nur auf eine Selbstverständlichkeit hinweisen können: "Hierzulande urteilen Gerichte unabhängig und nach ihren Erkenntnissen. Sorry, schlecht gelaufen für Euch." Und was hätte die US-Regierung gemacht? Hätte sie den Botschafter zurückgerufen, die US-Truppen nach Polen oder Rumänien verlegt oder den Kampfflugzeugen auf dem Weg in den Nahen Osten einen Abstecher nach Hamburg