Virginia Jetzt! werden sich zum Jahresende auflösen. Nach elf Jahren und vier Alben folgt eine letzte Tournee. Das Feuilleton respektive die Musikpresse ergeht sich wie gewohnt in höhnischer Freude, auf der anderen Seite sind viele Fans genuin traurig über den Verlust ihrer Lieblingsband. Das hat Historie: Virginia Jetzt! war die deutsche Band, die mit den Mitteln des klugen Mannes sehr einfache Liebeslieder geschrieben hat. Der Bruch, der entsteht, wenn Musiker in Interviews über ihre Verehrung für Thomas Bernhard sprechen, und dann Songs mit viel „Du und Ich und Sternen in Gesichtern” bei TV Total aufführen: Er war offenbar für Journalisten nicht zu ertragen. Im Zenit des Erfolges, als mit „Ein ganzer Sommer“ ein veritabler Singlehit gelungen war, schmerzte das offenbar so sehr, dass die Band sich sogar Nationalismusvorwürfen ausgesetzt sah. Und das wegen eines Randy Newman Zitats.
Auf der anderen Seite waren und sind bis heute: Die Fans. Pärchen mit Abitur schienen auf magische Art und Weise von den Songs angezogen. Das gemütliche, unkantige, mittlere Bildungsbürgertum konnte sich auf diese klavierlastigen, vom White Soul beseelten Midtempo-Songs einlassen. Man durfte eben keine Angst vor Offensichtlichkeiten haben. So klar war die Zielgruppe der Band, dass Bassist Mathias Hielscher auf einer Indienreise einer Lehramtsstudentin vorgaukelte, Hochzeits-DJ zu sein, um nicht zu viel über sich sprechen zu müssen. Diese Menschen werden die Band vermissen.
Einige Autoren entschließen sich dazu, ihre Kriminalromane im Bastei-Lübbe Verlag zu veröffentlichen, um der Literaturkritik zu entgehen. Auf eine ähnliche Idee hätten auch Virginia Jetzt! kommen können.
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