Wie ägyptische Medien den Fall el-Sherbini sehen

Medientagebuch Der Mord an der Ägypterin Marwa el-Sherbini im Amtsgericht Dresden wäre vermutlich nur eine kleine Meldung geblieben, hätten ihn nicht ägyptische Medien aufgegriffen

Wir dokumentieren ein paar Auszüge aus ägyptischen Zeitungen in den letzten Tagen:


Marwa el-Sharbini – wessen Opfer?

„Die deutsche Regierung und die Medien wissen sehr gut, wie Anfeindungen gegenüber Muslimen gedeihen konnten, aber haben nichts dagegen getan. Eine unschuldige ägyptische Frau musste den blutigen Preis dafür zahlen. (…). Aber auch die islamische Seite gießt bei jedem Vorfall Öl ins Feuer und entfacht Zorn und Feindschaft gegenüber dem Westen. Dabei gibt es viele Deutsche, die Mitgefühl mit den Muslimen zeigen, die aber durch den Zorn von Muslimen geradezu auf die Gegenseite getrieben werden, wenn alle gleichsam als unsere Feinde anprangert werden.“

al-Ahram (regierungsnahe Tageszeitung)

Suche nach einem Beschützer

„Der Großscheich der Azhar Sayyid Tantawi begnügt sich damit, Marwa zur Märtyrerin zu erklären – als ob er damit etwas ändern würde. Viele unser Politiker und Intellektuellen verkünden uns die Feindschaft des Westens gegenüber dem Islam – als ob sie damit etwas Neues sagen würden. (…) Vielleicht ist ja die Zeit gekommen, wieder über die Gründung einer richtigen islamischen Liga nachzudenken“

al-Masry al-Youm (relativ unabhängige Tageszeitung)

Vorbehalte der Polizei ...

„Das deutsche Nazitum hat sich von den Juden ab- und den Muslimen zugewandt. Dies bezieht sich nicht nur auf den Polizisten, der auf den Ehemann schoss, sondern auch auf eine Kampagne polizeilicher Ermittlungen in der Wohnung der Opfer auf der Suche nach Indizien danach, ob ihre Besitzer einer terroristischen Vereinigung angehören und um den Mörder zu entlasten. (…) Sie vergriffen sich an Koranexemplaren und Koranauslegungen und beschlagnahmten diese als Beweisstücke einer Al-Qaida-Mitgliedschaft.“

al-Fagr (Boulevardzeitung)

Keine Märtyrerin des Kopftuchs

„Der Mörder Marwas verdient eine öffentliche Hinrichtung, aber nicht weil er ein ‚Feind des Kopftuchs‘, sondern weil er ein Rassist ist, ein ‚Feind des Anderen‘.“

Rus al-Yusif(säkular-liberale Tageszeitung)


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Auswahl, Übersetzung: Daniel Kinitz

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