Sensitivity Reading: Wie empfindlich sollten wir sein?

Streitgespräch Diskriminierende Sprache ist insbesondere in literarischen Klassikern nicht selten. Die Literaturwissenschaftlerin Lisa Pychlau-Ezli setzt sich deshalb dafür ein, Texte auch darauf zu überprüfen. Harald Martenstein geht das zu weit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2023
„Die Realität soll aus der Literatur vertrieben werden“: Harald Martenstein im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Lisa Pychlau-Ezli
„Die Realität soll aus der Literatur vertrieben werden“: Harald Martenstein im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Lisa Pychlau-Ezli

Collage: der Freitag; Material: Imago (3), dpa; Benjamin Zibner (unten)

Es war gar nicht leicht, eine Person zu finden, die sich fürs Sensitivity Reading stark macht. Angefragte Lektor*innen sagten ab, wollten ihre Tätigkeit nicht infrage stellen lassen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit Ihnen, Frau Pychlau, zwar keine Praktikerin, aber dennoch eine Frau vom Fach gewinnen konnten. Sie sind Literaturwissenschaftlerin und freiberufliche Literaturkritikerin. Promoviert haben Sie über Essen und Trinken im Mittelalter. Von dort scheint ein weiter Weg hin zu politisch korrekter Sprache in Büchern. Wie sind Sie zu dem Thema gekommen?

Lisa Pychlau-Ezli: Ich habe schon an der Uni viel zu Rassismus und Intersektionalität gearbeitet.

Harald Martenstein: Was ist das?

Pychlau-Ezli: Das kann ich Ihnen gern kurz erklären. Intersektionalitä