Wie man sieht

Der Filmemacher als Sammler Harun Farockis Essay- und Dokumentarfilme lesen die Welt mit cineastischem Auge, ohne sich der eigenen Verfahren je zu sicher zu sein
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Harun Farocki hat mit seiner Filmarbeit, die Spiel und Dokumentation, Reflektion und Übermalung, Ent-Deckung und Analyse verflicht, ein Pädagogikum des Kinos installiert, das - ohne den Anspruch darauf zu erheben - dessen geheime Kontrollinstanz ist; geheim, weil alles andere als etabliert. Eine höhere Stufe des cinema verité, das dem Stand der Dinge entsprechend auf entlegenem Platz im Fernsehen gegen Mitternacht stattfindet.

Farockis Werk lässt sich mit zwei Brecht-Zitaten markieren. Ein Satz aus der Schrift zum Dreigroschenprozeß von 1931, Brechts soziologischem Experiment an der Unterhaltungsindustrie mit verfehlten, weil juristischen Methoden: "Eine Fotografie der Kruppwerke oder der AEG ergibt beinahe nichts über diese Institute." Die Zeile hän