Der CSU-Vorsitzende Erwin Huber will zur alten Pendlerpauschale zurück - danach sollen Pendler wieder ab dem ersten Kilometer ihr Spritgeld absetzen können. Welche ökologischen Gründe sprechen gegen Huber?
Die Pendlerpauschale ermutigt Menschen, aufs Land zu ziehen und sich das von denen finanzieren zu lassen, die in der Stadt wohnen bleiben. Letztlich trägt sie dazu bei, dass die Landschaft zerstört wird.
Sie wird deshalb auch "Zersiedlungsprämie" genannt...
Zu Recht, und immer mehr Flächen werden versiegelt. Dabei ist es noch nicht einmal wünschenswert, dass vor Bahnhöfen riesige Park- Ride-Plätze entstehen. Unter Rot-Grün wurde die Pendlerpauschale wenigstens demokratisiert. Seither profitierten nicht mehr nur Pkw-Fahrer, sondern auch Bahn- und Buskunden.
Aber fahren denn dadurch mehr Menschen mit Bus oder Fahrrad?
Sehr wenige sind umgestiegen. Deshalb sollten wir ein Bonus-Malus-System einführen: Wer das Auto stehen lässt, sollte steuerlich begünstigt werden. Die Pendlerpauschale sollten wir ohnehin abschaffen.
Derzeit sieht es eher nach dem Gegenteil aus: Die SPD forderte auf ihrem Parteitag in Hamburg, zum alten Modell zurückzukehren. Dies wollen auch FDP und Linke. Wie groß sind noch die Widerstände gegen Hubers Pläne?
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) argumentiert rein fiskalisch - er will um jeden Preis die Taschen zuhalten. Ihm geht es dabei aber nur ums Geld, nicht um Klimaschutz.
Inwiefern folgt die Verkehrspolitik der großen Koalition überhaupt noch dem Leitbild der ökologischen Nachhaltigkeit?
Da ist nicht viel zu erkennen: Ganz gleich, ob man die Debatten über das Tempolimit, niedrigere CO2-Grenzwerte bei Autos oder die Bahnprivatisierung verfolgt. Letztlich macht sich die Regierung stets zum Fürsprecher der Automobilindustrie. Und eine Privatisierung der Bahn lehnt Greenpeace nicht nur aus sozialen, sondern auch aus ökologischen Gründen ab.
Welche Verkehrspauschalen müssten aus ökologischen Gründen noch abgeschafft werden?
Beispielsweise die Absetzbarkeit von dienstlich genutzten Fahrzeugen. Zwei Drittel der in Deutschland gekauften Autos sind in irgendeiner Form Dienstwagen. So fördert die Regierung den Drang zu mehr Status, Gewicht und hohem Benzinverbrauch.
Das Gespräch führte Dirk F. Schneider
Wolfgang Lohbeck ist Klimaexperte bei Greenpeace.
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