Wieso ein Geldregen wertvoll sein kann

Alltagskommentar Geld zu verschenken scheint momentan ein Trend zu sein. Ob aus Spaß, Heldentum oder aus moralischen Gründen. Doch welche Auswirkungen haben solche Aktionen?
Ausgabe 35/2014

Geld macht meist nur diejenigen glücklich, die es besitzen. Am glücklichsten aber macht es einen, wenn man es zufällig findet. Nicht umsonst heißt die Münze, die man auf der Straße aufhebt oder früher als kleines Kind von Oma in die Hand gedrückt bekam, Glückspfennig. Ja, Geld bekommt man gern geschenkt. Was aber, wenn es plötzlich in Plastiktütchen daherkommt, die man ausbuddeln muss? Oder vom Himmel regnet? Eine realitätsferne Tagträumerei im harten Geldverdieneralltag? Keineswegs.

Jason Buzi, Immobilienmogul und Unternehmer aus Kalifornien ist nicht nur unglaublich reich, sondern auch unglaublich nett. Weil er so viel Geld hat, gibt er einen Teil davon gern an andere ab. Und weil ihm das große Freude bereitet, hat er daraus ein kleines Spiel konzipiert. Mitspielen darf jeder, der einen Twitter-Account besitzt. Denn auf dieser Plattform veröffentlicht Buzi die Hinweise zu seiner Schnitzeljagd. Begonnen hat das Spiel in den USA, mittlerweile sind Buzis Schatzsuchen auch in Europa angekommen. Kürzlich fand eine im Berliner Tiergarten statt.

Dabei ist die Summe, die man nun in die Wiederherrichtung des verwüsteten Gartens investieren muss, höher als die Summe, nach der gesucht wurde. Aber das ist eine andere Geschichte. Buzi hat beim Geldverteilen inzwischen auch Konkurrenz. Etwa von dem selbsternannten Finanzplaner Joachim Ackva und der Künstlerin Daniela Tiben. Sie haben vergangenen Samstag 6.000 Euro in Säcke gesteckt und diese mithilfe von Luftballons in den Himmel über Frankfurt am Main steigen lassen. Über der Innenstadt regnete es kurz darauf Fünf- und Zehn-Euro-Scheine.

Ackva verfolgt einen anderen Grundgedanken als Buzi. Er möchte mit seiner Aktion vor allem an die Reichen appellieren, einen Teil ihres Vermögens auf sein „Weltkonto“ einzuzahlen. Er ist Gründer der Bürgerinitiative „Planet Earth Account Community Enterprise“ (kurz: PEACE) und will darauf aufmerksam machen, dass es zurzeit mehr Privatvermögen gibt als jemals zuvor. Und das dieses gerecht geteilt werden sollte.

Denn Teilen, sagt Ackva, mache Spaß. Geldteilen auch? Kann so ein Gedanke funktionieren? Sicher, nicht jeder, der sich in Frankfurt über einen Schein gefreut hat, wird das gleich verinnerlichen. Aber allein dass durch die Aktion der strenge Kreislauf des Geldakkumulierens für einen Moment gestört, wenn auch nicht wirklich unterbrochen wird, eröffnet einen utopischen Raum. Eine Vorstellung davon, dass es auch anders gehen könnte. Und das macht den Geldregen vor allem eins: wertvoll.

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