A
Aussprache Wer noch nie in eine Debatte über die korrekte Aussprache von „Tagliatelle“ verwickelt wurde, weiß nicht, wie demütigend es sein kann, wenn man die eigene Rechthaberei mit etwas so exotischem wie dem phonetischen Alphabet begründen muss. Die Polarisierung unserer Gesellschaft zeigt sich auch darin, dass es solche gibt, die mit Zeichen wie „ʎː“ etwas anfangen können, und solche, die das als Elitewissen abtun.
Die Wikipedia schafft Abhilfe: Immer öfter findet sich beim betreffenden Stichwort eine hinterlegte Audiodatei. Für „Wiki“ zum Beispiel gleich in zweifacher Ausfertigung, in US-amerikanischem und in australischem Englisch. Langjährige Streitfälle wie „Accessoire“ (mit „s“ oder „ks“?) werden hier entschieden. Für „Brokkoli“ (langes oder kurzes o?) muss sich noch jemand als Vorsprecher finden, aber für den Klassiker aller Bescheidwisserbeiträge, die „Worcestershiresauce“, gibt es hier eine demokratische, für alle nachhörbare Lösung. Barbara Schweizerhof
D
Dimension Bereits nach einem Jahr, also im Januar 2002, verzeichneten Jimmy Wales und Larry Sanger, die Gründer von Wikipedia (Sanger ist heute Ex-Gründer), 20.000 Einträge. Damit war klar: Sie hatten da etwas losgetreten, das bleiben würde. In Internet-typischem mega-exponentiellem Wachstum sind nun mehr als 58 Millionen Einträge in mehr als 300 Sprachen auf der Seite abrufbar. Darunter Esperanto, Waray-Waray und auch Latein. Monatlich kommen rund 250.000 Artikel dazu. Zwischen dreißig und vierzig Millionen Mal werden täglich Artikel aus diesem Meer an Informationen herausgefischt. Einen Weg, rein mündlich überliefertes Wissen zu vermitteln oder rein gesprochene Sprachen zu pflegen, hat Wikipedia jedoch noch nicht gefunden (➝ Leerstelle) oder ist womöglich gar nicht daran interessiert. Marc Ottiker
E
Etymologie Wiki ist nicht Norwegisch und hat auch nichts mit einem kleinen Wikinger zu tun. Eher auf der anderen Hemisphäre angesiedelt, sind die vier Buchstaben vom hawaiianischen Wort „Wikiwiki“ abgeleitet, was „schnell“ bedeutet. Als Jimmy Wales mit „Nupedia“ sein erstes Lexikonprojekt startete, war das noch ein schwerfälliger und kostspieliger Reinfall. Er wollte ein Online-Lexikon mit Einträgen von akademischen Koryphäen ihres Faches einrichten. Als Larry Sanger ihm das Open-Source-Schreibprogramm „Wiki“ zeigte, ein Programm, mit dem man schreiben und den Text per Enter-Taste in Realzeit veröffentlichen konnte, war Wikipedia geboren. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Projekt von den Nerds der Welt angenommen.
Dass das philippinische Idiom Cebuano hinter Englisch mit 5,3 Mio. Einträgen (➝ Dimension) an zweiter Stelle der häufigsten Beiträge im Wikipedia-Universum steht, geht auf einen schwedischen Nerd zurück, der 2006 einen Bot (also eine KI) baute, der unzählige Artikel in dieser Sprache, allein durch die Nennung von ein paar Stichworten, zu Artikeln zusammensetzte. Marc Ottiker
F
Finanzierung Nachdem Wikipedia-Nutzer*innen zum Jahresende vom traditionellen Spenden-Banner genervt wurden, dankt die Enzyklopädie: 8,7 Millionen Euro sind im Rahmen der Kampagne an die „Wikimedia Foundation“ geflossen, die hinter der Wikipedia und den anderen Wiki-Projekten steht. Das Vermögen belief sich 2019 auf 165,5 Millionen US-Dollar. 2009 waren es weniger als neun Millionen. Das Geld stammt größtenteils aus Spenden, von „normalen“ Förder*innen, aber auch aus Großspenden von Konzernen wie Google oder Amazon. Laut SZ von 2019 spendete Google damals insgesamt 7,5 Millionen Euro. Peanuts, wenn man bedenkt, was Wikipedia einnehmen könnte, wäre es kommerziell. Benjamin Knödler
H
Homerische Frage Hat Homer Ilias und Odyssee geschrieben? Wo und wann lebte er, gab es ihn überhaupt? Seine Epen gründen auf griechischen Heldengesängen, sind vielstimmig; Homer hat sie dann um 700 v. Chr. womöglich „nur“ verschriftlicht. Seine Identität ist ungeklärt. Ein bisschen wie beim Wikipedia-Kollektiv. Jeder darf mitmachen. Wer verfasst die Texte? Sind es Einzeltäter, Gruppen? Man weiß: Es gibt Spezialisten unter „Wikipedianern“, die nur über Osttimor schreiben. Frauen gibt es kaum, es kommen auch wenige dazu. Nur jeder zehnte Wikipedianer ist weiblich, nur 16 Prozent der biografischen Einträge behandeln Frauen. Was wäre Ilias ohne Helena? Maxi Leinkauf
I
Ich, wieviele? Ob man sich bei Wikipedia selber eintragen könne, fragte mich eine Autorin auf Instagram. Der Gedanke, seinen eigenen Eintrag bei Wikipedia zu wissen, ist nicht nur für Narzissten ein reizvoller. Doch wie bei vielen Dingen sieht es viel leichter aus, als es ist. Ist der Artikel veröffentlicht, muss man sich daran gewöhnen, dass an diesem Text viele Menschen mitschreiben (➝ Homerische Frage). Spannender als die Artikel sind die Versionsgeschichten. Bei „Bild“-Chef Julian Reichelt versuchen User, ihm wundersame Dinge zu attestieren. Ist Reichelt eine Knackwurst? Selbst wenn, es gehört nicht dahin. Dass dieses wunderbare Werk sich selbst schützt, ist den Ehrenamtlichen zu verdanken. Seit August „existiere“ ich auf Wikipedia. Beginnt damit erst meine künstlerische Existenz? Nein! Aber die liberalisierte Möglichkeit der Wissensbeschaffung ist ein Meilenstein für unsere Gesellschaft. Das ist die wahre Existenz! Jan C. Behmann
J
Jess Wade Okay, Wikipedia, wer ist Wade?“, lautete unsere Überschrift zu einem Guardian-Artikel, den wir vor gut zwei Jahren veröffentlichten. Es ging darin um eine junge Physikerin, die innerhalb von einem Jahr 270 Wikipedia-Seiten für Wissenschaftlerinnen einreichte, weil sie dort kaum eine ihrer Heldinnen fand. Die Dimension des Problems verdeutlicht sie gerne mit diesem Beispiel: Selbst Marie Curie habe sich in den Anfangstagen des Lexikons einen Eintrag mit ihrem Mann Pierre teilen müssen. Inzwischen hat auch Jess Wade eine eigene Wikipedia-Seite, die mit ihren 85 Fußnoten ➝ zitierfähig erscheint. Ihr zufolge hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Imperial College in London bis Februar 2020 mehr als 900 Wikipedia-Seiten verfasst und ihr Engagement auf Wissen-schaftler*innen of Color ausgeweitet. Seit 2019 trägt Jessica Alice Feinmann Wade den Titel BEM: Für ihre Verdienste hat ihr Queen Elizabeth die British Empire Medal verliehen. Christine Käppeler
K
Korrekturen „Du kannst den Fehler in Wikipedia ganz einfach selbst korrigieren!“ Was wie ein Aufruf zur einfachen Tat klingt, erweist sich in der Praxis als so zermürbend wie der Aufbau eines Ikea-Regals. Eigentlich kann man in einem Texteditor Änderungen an Wiki-Beiträgen vornehmen oder selbst einen erstellen. Noch eine Quellenangabe einfügen und fertig. Dachte ich vor zehn Jahren, als ich an Wiki mitarbeiten wollte. Ich vergaß den Faktor Mensch. Admins setzten meine Änderungen Löschdiskussionen aus, ein Verweis auf die Quellen reichte nicht aus. Die Wiki-eigenen Relevanzkritierien galten plötzlich nicht mehr. War das ein Mitmachprojekt des Wissens? Ich war raus, korrigiere nur noch Rechtschreibfehler. Tobias Prüwer
L
Leerstelle Wissen für und von allen verspricht Wikipedia. Erfüllt wird das nur bedingt, es existieren Leerstellen. Einerseits ist die Quellenauswahl sehr beschränkt, werden Zeitungen und Portale gern zitiert, die als bürgerlich und „Mitte“ gelten. Das schränkt die Perspektive ein, dass Online-Quellen bevorzugt werden ebenso. Zudem operiert Wiki nach einem westlichen Verständnis, das nicht allen Wissenskulturen gerecht wird. So finden orale Tradierungen, die in Teilen Afrikas eine wichtige Form der Überlieferung sind, keinen Eingang in die Enzyklopädie. Das ist doppelt problematisch, wenn das einzige schriftlich vorliegende Wissen von weißen Kolonialherren stammt. Dann reproduziert Wiki den rassistischen Blick. Da muss man technisch nachbessern und wirklich alle beteiligen. Tobias Prüwer
M
Minutiös Als Info-Junkie lässt man sich heute Eilmeldungen auf sein Smartphone „pushen“. Da ist dann häufiger auch mal eine Todesnachricht zu einer Person des öffentlichen Lebens dabei. Wenn man dann – um mehr über den oder die Verstorbene zu erfahren – bei der Online-Enzyklopädie nachschaut, ist im Eintrag zur Person das Sterbedatum bereits eingetragen. Wirklich immer. Ich habe das über eine längere Zeit beobachtet und stelle mir sehr ehrgeizige Wikipedia-Autoren vor (oder Autorinnen), die alles stehen und liegen lassen, um die Artikel sofort zu aktualisieren. Möglicherweise geht es sogar um zeitliche Rekorde, die sie immer aufs Neue brechen wollen? Kennt jemand die Streber? Elke Allenstein
R
Rabbit Hole Als Auslöser reicht manchmal ein Gespräch, ein Film oder einfach eine neugierige Frage. Ins virtuelle Kaninchenloch falle ich als Wikipedia-Poweruserin fast jeden Tag. Ehe ich mich versehe, bin ich von der Vendée Globe beim Voynich-Manuskript gelandet. Das Wikihole beschreibt einen Vorgang, bei dem die Nutzerin durch die Verlinkungen der Beiträge regelrecht durch die Enzyklopädie flaniert. Als wäre man allein gelassen in einem riesigen Archiv und darf wahllos alle Schubladen und Schränke öffnen, die irgendwie interessant aussehen. Diese Eigenheit der Plattform wird im sog. Wikiracing zu einem Spiel: Mit möglichst wenigen Klicks oder in Rekordzeit versuchen die Mitspieler/innen von einem festgelegten Startbeitrag zu einem Zielbeitrag zu gelangen. Eines meiner Lieblingsfundstücke ist der Beitrag über Mozartkugeln, wo ein besonders aufmerksamer Nutzer alle nennenswerten Markenprodukte für eine Grafik halbierte, um die Nougat-Marzipan-Relation zu veranschaulichen. Susann Massute
Z
Zitierfähig Wikipedia kann ein Einstieg sein, sich in einem bestimmten Bereich Wissen zu erschließen. Danach kann man weiterrecherchieren, Links folgen, sich aus verschiedenen Literaturangaben neue Quellen erschließen. Zitierfähig ist das Crowdsourcing-Projekt nicht. Weil jeder mitmachen kann, ist die Zuverlässigkeit nicht immer gewährleistet, auch wenn es Prüf- und Korrekturmechanismen gibt (➝ Korrekturen). Die Qualität der Einträge ist dermaßen divers, dass es in der Wissenschaft nicht nur verpönt, sondern gefährlich ist, sich auf Wiki zu verlassen. Die Autoren der Beiträge würden kaum über eine ausreichende akademische Qualifikation verfügen, die Sorgfalt werde vermisst. Das wird manchmal als kauziges professorales Abkanzlungsverhalten abgetan, hat aber seine Berechtigung. Sollten Journalist*innen es wagen, aus Wikipedia „abzuschreiben“: Addio! Tobias Prüwer
Kommentare 16
zu H.:
= was wäre die illias ohne helena?
- eine erzählung, die verkürzt wird um e i n männliches streben nach besitz
von etwas reiz-vollem.
die wahre love-story liegt in odysseus' und penelopes gegenseitiger fixierung!
- weitergehender wäre die herausnahme von götter-taten!
dann wäre das aufwändige, un-erreicht vielgestaltig beschriebene
(männliche)streben nach höherer geltung: noch realistischer exponiert.
- meint: dz8.
Netter Beitrag – auch in Anbetracht der Tatsache, dass man – ähnlich wie die ARD – zum Zwanzigjährigen gern eine Ehrentags-Torte auf den Tisch stellt. In realitas hat die Chose zwei Seiten: Für die übergroße Mehrheit der 08/15-Nutzer(innen) bringt Wikipedia eine Überfülle an – zum Teil hochwertigen, in die Details gehenden und auch ausführlichen – Infos. Beispiele: so gut wie alle Artikel zu existierenden Staaten. Das würde ich nicht mal so eben abtun. Allerdings hat das auch seine Schattenseite: interne Bürokratie der Sorte, die bereits vor zehn Jahren ausufernd war und sich seither eher verschlimmert hat – inklusive so gut wie aller Mechanismen, die mit sowas einhergehen. Entsprechend hat auch ein nicht unbeträchtlicher Abgang von Freiwilligen stattgefunden (die Mechanismen hat Tobias Prüwer recht zielsicher anskizziert).
Das Problem ist, dass die übriggebliebene Stamm-Community im Verein mit einem veränderungsunwilligen Träger (der Wikimedia Foundation) den Ist-Zustand perpetuiert (die jährlich eingehende Spendensumme kann man nur mit dem Attribut »berauschend« charakterisieren) und das Kernangebot Lexikon auf diese Weise zunehmend veraltert. Die wiedererrichteten Paywalls (--> Quellen) bei den großen Medien werden diesen Prozess zusätzlich beschleunigen. Folge: In zwanzig weiteren Jahren wird daher nicht mehr über zutreffende oder auch nicht zutreffende Detailkritiken geredet werden, sondern eher über einen netten Versuch, mit den Mitteln des Internets eine kollaborativ organisierte Enzyklopädie auf die Beine zu stellen.
Meine persönliche Vermutung: Google wird den Job dann machen. Vielleicht mit einer »Wikipedia« als Seiten-Dependance.
... "Neues aus Wikihausen" vermisst (!?!) ... So ist dieser Beitrag leider nicht 'rund' oder gar 'ausgewogen' bzw. 'journalistischen Maßstäben würdig' ... - schade ...
Der Einwand ist richtig.
dogs bark, but the caravan moves on...
»Neues aus Wikihausen« ist ein hochtendenziöser Videokanal aus der Verschwörungsecke – dessen filmischer Auslöser mit dem Titel »Die dunkle Seite von Wikipedia« darüber hinaus eine reine Mogelpackung ist. Why? Weil er suggeriert, es gehe – natürlich »objektiv« – um die gesamte Wikipedia. In Wirklichkeit waren die Filmemacher lediglich angefressen wegen der wikipedianischen Darstellung von Daniele Ganser – aus ihrer Sicht natürlich ein Aspekt, der beim gesamten Projekt über »Daumen hoch« oder »Daumen runter« entscheidet.
Fragwürdig sind Film und Kanal darüber hinaus auch wegen ihrer Versuche, Klarnamen sowie sonstige Parameter ihnen mißliebiger Wikipedia-Aktiver zu outen (vor allem solche aus der antifaschistischen Ecke). Klar ein Projekt mit rechter Schlagseite – das nicht nur zu Recht in der ernsthaften Diskussion keinerlei Rolle spielt, sondern sich bruchlos einreiht in den Schund, der ansonsten durchs wutbürgerliche World Wide Web wabert.
@ Richard Zietz
Tja, da steht wohl 'Meinung' gegen 'Meinung', da wir Beide ja nicht wirklich 'Substantielles' bieten - außer unserer Beider 'Behauptungen' ...
Interessant für mich jedenfalls würde es, wenn Sie zu 'konkreten Inhalte' von »Neues aus Wikihausen« Stellung beziehen würden, statt eines 'pauschalen Meinungs-Rund-um-Schlag' ...
vielleicht schreiben Sie da von sich selbst, oder vielleicht sollten sie 'caravanes' auch nicht so 'trauen' ... Mir ist jedenfalls das, was eine 'Herde bewegt' immer schon etwas suspekt ... Aber auch ich lerne trotzdem gerne etwas dazu und gestehe auch 'Fehler' & 'Irrwege' ein ...
schlampig!
eine karawane ist keineswegs eine herde (schon gar nicht im sinne
nietzsches), auch kein programierter schwarm, sondern eine
hoch-organisierte (wirtschaftliche) veranstaltung, un-wirtliche
distanzen zu bestehen. besonders wird wert auf eine kompetente
führung/navigation gelegt.
Toll, alles was nicht ins herrschende Narrativ passt ist "Verschwörungstheorie", auch die nachgewiesenen Verschwörungen des Wikipedia "Politbüros". Aufklärung, unabhängig von Person und Stellung heißt, dass auch vermeintlich Linke Täter zu überführen sind. Was ist daran rechts? Ansonsten hat man sich mit Inhalten und nicht mit Etiketten auseinanderzusetzen. Unsere Qualitätsmedien sind alles andere als unschuldig. Das ist eine Herausforderung für jeden Mündigen Bürger.
Dem lässt sich ja abhelfen, siehe hier. Woran mag es wohl liegen, dass es noch keinen Eintrag gibt?
(& »morgentau«):
Nee – das hat mit »herrschendem Narrativ« gar nichts zu tun. Wenn ich ein Medium kritisiere, mir dabei ausschließlich die Punkte vornehme, die mir als Betroffenem nicht in den Kram passen und dabei behaupte, meine Kritik wäre eine Grundsatzkritik an dem Medium generell, dann ist das unlauter, unethisch und schlicht eine Mogelpackung – ein aus Luft gebautes Alternativfakten-Konstrukt. Wenn zusätzlich noch 50 Prozent meiner »Kritik« darin besteht, dem unter Pseudonym agierenden Autor des Beitrags, der mir nicht in dem Kram passt, hinterherzuschleichen, um dessen Identität publik zu machen, hat das ebenfalls nichts mit »Kritik« zu tun, dafür jedoch viel mit Denunziation und dem Wunsch, jemand politisch Mißliebiges zum Abschuss freizugeben. (Und wie wir spätestens seit Lübcke und dem NSU 2.0 wissen, fackeln die Rechten da nicht lange.)
Exakt diese Mechanismen – Denunziation und Unterstellungen – bedient der Hauptteil der sogenannten »Wikihausen«-Kritik. Zum Rest hat pfeifel ja schon den passenden Link eingestellt: den Wikipedia-Eintrag zu einem der beiden »Wikihausen«-Macher (sogar deren gerichtliche Bemühungen werden in dem Eintrag gewürdigt, obwohl das die Bürger im Zustand der Unmündigkeit haltende »Zentralkommitee« da doch sicher in die Luft gegangen ist). Sicher ist es richtig, dass die Existenz von Verschwörungstheorien nicht beweist, dass es keine Verschwörungen gibt. Umgekehrt besteht die Welt jedoch längst nicht ausschließlich aus Verschwörungen – auch wenn man, ich verstehe das, sich in einem Lockdown besonders in sowas hineinsteigern kann.
Halten wir also fest: »Wikihausen« verrät substanziell nichts Neues. Falls doch, ließe sich das hier sicher leicht inhaltlich klären.
Wer so pointiert und treffsicher Staatspropaganda (die seines ehemaligen Arbeitgebers ARD/Tagesschau) auseinandernimmt wie Klinkhammer und Bräutigam, sollten im Falle Chinas nicht das Gegenteil betreiben und sich zu Apologeten chinesischer Erfolgs-Narrative im „Anti-Virus-Krieg" machen. Um ausgerechnet damit anschließend chinesischen Staatsterror gegen eine unbotmäßige Bloggerin das Wort zu reden. Das ist nicht nur enttäuschend sondern auch zum kotzen.
Habe mich in den falschen Beitrag gescrollt, so dass meine Antwort bezüglich Deines Links als gegenstandslos zu betrachten ist. Also vergiss es. Mein Fehler. Was allerdings meine (hier gar nichts zu suchende) Kritik an Klinkhammer und Bräutigam nicht aufhebt.
Es gibt selten einen Beitrag, dem man voll zustimmen kann. Klinkhammer und Bräutigam sind eben auch nur Menschen, deren Kommentare eine Gegendarstellung zur Darstellung sind. Der Rest ist eigenes NachDenKen.
Die Argumentation widerspricht sich selbst durch Voreingenommenheit. Wenn man Manipulationen aufklären will, muss man auch die Täter enttarnen. Das weiß jeder Tatortkommissar. Wikihausen hat mir viel verraten, was eigentlich Sache unserer "Leitmedien" gewesen wäre.