Wir bleiben im Irrenhaus

Erfundenes statt Vorhandenes Dürrenmatts "Physiker" antworten auf Brechts "Galilei", doch damit weiß das Deutsche Theater in Berlin wenig anzufangen
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Im Jahr 1955 provozierte der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt in seiner praktischen Dramaturgie Theaterprobleme mit paradoxen Thesen. "Der heutige Staat", so fand er, "ist unüberschaubar, anonym, bürokratisch geworden (...) Gestalt wird die heutige Macht nur etwa da, wo sie explodiert, in der Atombombe. (...) Die Atombombe kann man nicht mehr darstellen, seit man sie herstellen kann." "In der Form des geschichtlichen Dramas Schillers" die heutige Welt bewältigen zu wollen, sei nicht mehr möglich. Alle großen historischen Stoffe seien außerdem schon wissenschaftlich gestaltet. Eine Dichtung über Figuren wie Caesar "wäre eine Tautologie, eine Illustration zu wissenschaftlichen Erkenntnissen." Die Dramaturgie der vorhandenen Stoffe werde d