„Wir brauchen Brüche“

Interview Labour-Kenner Richard Seymour wundert sich, dass viele Linke in der EU eine fortschrittliche Institution sehen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2019

Auf dem Kontinent tut man sich schwer damit, zu verstehen, warum die britische Linke nicht uneingeschränkt und mit Enthusiasmus in die Arme der EU zurückdrängt. Das hat Gründe. In der britischen Politik. Und in der Beschaffenheit der real existierenden EU.

Herr Seymour, die britische Linke debattiert derzeit über die Möglichkeit eines zweiten Brexit-Referendums. Sie selbst hegen zwar Sympathien für die Leute von der „People’s Vote“-Kampagne, doch sagen, dass die EU nicht so beschaffen ist, wie ihre linken Anhänger es glauben wollen. Warum lehnen Sie die Möglichkeit einer progressiven EU-Reform ab?

Richard Seymour: Ich würde die Leute aus dem Remain-Lager fragen: Mit welchem Teil der Verträge der EU geht ihr d’acco