Wir lebten lange vom sowjetischen Speck

Russland Der Putin-Kritiker Boris Kagarlitzki über künftige Proteste, die überschätzte Autorität des Präsidenten sowie Schnittstellen zwischen Macht und Opposition
Exklusiv für Abonnent:innen

Der Freitag: Die Reaktionen auf das Pussy-Riot-Urteil zeigen, dass in Russland die Zeit der Proteste weitergeht. Doch ist die Bewegung nicht eben einheitlich, verfügt über kein Programm. Trotzdem wird sie in westlichen Medien hoch gehandelt. Warum?

Boris Kagarlitzki: Leider wird im Westen prinzipiell nicht verstanden, was hier in Russland gerade vorsichgeht. Bei den Menschen, die bei der Präsidentenwahl im März für Putin gestimmt haben, handelt es sich keineswegs um seine Anhänger. Das sind oft Russen, die den Präsidenten mehr hassen als die Oppositionellen, aber Angst haben, dass Leute an die Macht kommen, die genau den gleichen neoliberalen Kurs fahren wie er.

Das wird in Deutschland ganz anders wahrgenommen.

Weil dort nicht beachtet wird, dass Russland ei