Noch lächelt das Gesicht von Johannes B. Kerner auf vielen Reklametafeln der Republik. In einer teuren Werbekampagne hatte der Sender Sat1 auf den Start der neuen Sendung des Moderators hingewiesen, der in diesem Herbst vom ZDF zum Privatsender zurückgekehrt war, in dem er einst seine Karriere als Fernsehgesicht von ran begonnen hatte. Doch in den Redaktionssitzungen wird Kerner das routinierte Lächeln vergangen sein. Denn der Start von Kerner – Das Magazin verlief nicht zufriedenstellend.
Das hat mit der Struktur der Sendung zu tun, sprich neudeutsch: mit dem Format. Kerner hat da Unterschiedliches zusammengebracht. Da ist zum ersten das klassische Studiogespräch mit Prominenten, wie er es im ZDF elf Jahre lang an einem Schreibtisch sitzend zu führen pflegte; in den ersten beiden Sendungen kam mit Mario Barth, Verona Pooth und Detlef D. nur die B-Prominenz. Da ist zum zweiten so etwas wie ein Serviceteil, in dem Probleme angesprochen werden, von denen die Zuschauer nach Einflüsterung der Boulevardpresse betroffen zu sein glauben.
Hier will Kerner praktische Lebenshilfe leisten – beispielsweise, ob man sich nun gegen die Schweine-Grippe impfen lassen soll oder nicht. Und da sind zum dritten jene bunten Elemente wie Showeinlagen, in denen schon mal mit den Toten gesprochen wird, Ratespielchen, in denen es um die Kenntnis der DDR gehen kann, und Tests, in denen die Fähigkeit der Bezeugung einer Situation geprobt wird.
Zu glatt
In der Mischung ähnelt die neue Sendung sehr dem Magazin Stern TV (RTL), das Günther Jauch erfolgreich von einer politischen zu einer Unterhaltungs-Lebenshilfe-Sendung umfunktioniert hat. Kein Wunder also, dass einem so manches Thema wie auch dessen filmische Präsentation bekannt vorkam. Noch hat Johannes B. Kerner in dieser Mischung seine eigene Position nicht gefunden. Er bleibt zu glatt, zu unberührt von all dem, was er da in der Brutto-Zeit von 105 Minuten zu verhandeln hat. In den beiden ersten Sendungen erhielt er dafür die Quittung. Die erste Ausgabe wollten nur 1,83 Millionen Zuschauer sehen, eine Woche später waren es dann nur noch 1,61 Millionen. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei schwachen 5,7 Prozent, besonders gravierend: kaum höher ist er mit 6,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Bei Sat.1 sorgen die Zahlen für eine handfeste Krise, denn nicht nur Kerner floppt, sondern auch die neue Sendung von Oliver Pocher. Zusätzlich droht das Ausscheiden des Zugpferds Bayern München aus der Champions League, deren Mittwochspiele man für viel Geld gekauft hat. Sat.1 könnte das Opel-Werk unter den deutschen Fernsehsendern werden: ein Sanierungsfall, an dem die Investoren irgendwann das Interesse verlieren.
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