Wo die Gewalt gedeiht

Tabus Wer über Clausnitz spricht, darf über eigenes Versagen nicht schweigen. Ein Plädoyer für einen aggressiven Humanismus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2016

Immer wenn Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge mal wieder das inzwischen alltägliche Maß überschreiten, wirft Deutschlands politische Elite die Verurteilungs- und Distanzierungsmaschine an. Angela Merkel findet die Pöbel-Orgie von Clausnitz „kaltherzig“ und „feige“; ihr Vizekanzler Sigmar Gabriel hat sich schon längst mit dem Wort vom „Pack“ verewigt.

Sicher: Solche Zuschreibungen dienen der notwendigen Verurteilung menschenverachtender Taten. Grenzen sollen markiert werden. Die Brandstifter und Schreihälse, lautet die Botschaft, gehören nicht zu „uns“. Das kommt selten so radikal daher wie bei Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich, der sich in der Verurteilung der Clausnitzer Angriffe auf das Niveau d