Wo die Toten reden

Stofflich Notizen zum Heimatfilm: Über die Erkundung der emotionalen ­Geografie jener Bruchstückwelt, die wir Gegenwart nennen
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Den ersten Fernseher, den ich je sah, besaß meine Großmutter. Wenn sie an Sonntagnachmittagen die Familie um sich versammelte, wurde das Gerät zwar jedes Mal bestaunt, doch selten nur eingeschaltet. Zu sehr begeisterte man sich am Erzählen von Geschichten, selbst erlebten oder im Ort aufgeschnappten, denen man zumeist eine Wende ins Heitere gab. Ein Drumherumgerede erfüllte die Stube und machte alle und alles wunderbar leicht. Nur manchmal änderte sich die Tonlage, dann, wenn es sich um den noch nicht lang zurückliegenden Krieg drehte, um Tod und Tote und Hunger. So wirkte die Runde ansonsten nur noch, wenn im Fernsehen einer jener Streifen ausgestrahlt wurde, von denen ich irgendwann erfuhr, dass es sich um Heimatfilme handelte. Wirtshaus- oder Berggesch