Wo ist daheim?

Trend Es gibt eine neue Heimatliteratur. Zum Glück kommt sie suchend, fragend und ohne Blut-und-Boden-Töne daher
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2016

Als der Schriftsteller Wilhelm Genazino vor nicht allzu langer Zeit ein Buch über das von ihm bewohnte und geliebte Frankfurt am Main veröffentlichte, verfiel er darin in tiefe Nostalgie angesichts des unwiderruflichen Dahinschwindens von alter baulicher wie intellektueller Substanz in der Stadt. Von Heimat war bei Genazino noch keine Rede. Das hat sich geändert. Wenn derzeit jemand sich und seine Vergangenheit schreibend zu ergründen trachtet, wird der Begriff Heimat, von dem es heißt, er sei tief und deutsch wie sonst keiner, meist gut sichtbar in Stellung gebracht.

Natürlich weil er reklametauglich ist, Leser anlockt. Dabei findet sich unter dieser Heimatliteratur einiges, das ästhetisch und sogar philosophisch anspruchsvoll ist. Kein Zweifel, wir haben