Woran wir alle kranken

Bühne Zwischen Tabubruch und Wehklage: Der Heidelberger Stückemarkt zeigt, woran es in der Gesellschaft hapert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2021

Auf der Bühne wird das Unsagbare sagbar. Tabus fallen, nicht als Selbstzweck, sondern im besten Fall zur Erweiterung unserer Sichtweisen. Vielleicht lässt sich die Entgrenzung als ein Leitmotiv des Heidelberger Stückemarkts benennen, der nach einer Zwangspause im vorigen Jahr nun zumindest digital stattfinden konnte.

Regelrecht krachen lässt es das Gewinnerstück des AutorInnenwettbewerbs, Maria Magda von Svenja Viola Bungarten. Was sich dieses radikal-mutige Drama über das Leben junger ProtagonistInnen in einem Klosterinternat auf die Fahne schreibt, ist eine Kampfansage an katholischen Chauvinismus. Gerade die männliche Dominanz in christlichen Urmythen wird schonungslos zerlegt. Mithin erscheint der sich zu Wort meldende Vater im Himmel als übelster