Wortmächtige Nomadinnen

Scheherazade Es sind vor allem Frauen unter den ­muslimischen Migranten, die schreiben. Dabei orientieren sie sich an einer alten Strategie
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Mit einem Vorurteil muss man gleich mal aufräumen: Scheherazade, die Erzählerin der Nacht, war kein Opfer. Sie erzählte und erzählte und eroberte sich mit jeder Geschichte mehr Macht. Sie, die um ihr Leben fabulierte, jede Nacht, fast drei Jahre lang, kehrte die Hierarchie um. Diese narrative Strategie rettete sie buchstäblich: Der, der sie köpfen wollte, war ihr am Ende verfallen. Scheherazade wurde unsterblich.

Es ist also die Geschichte einer anti-patriarchalen Ermächtigung, ganz entgegen dem Bild der zum Schweigen verurteilten, unterwürfigen, unsichtbaren Frau aus der arabisch geprägten Welt. Verknappt man diese Legende zur Formel „Geschichtenerzählerin aus 1001 Nacht“, findet man eine ganze Reihe junger Autorinnen, die diese