Mit stoischen Desinteresse hat Polens Regierungschef Donald Tusk den Gasstreit zwischen Moskau und Kiew verfolgt. Er verließ sich ostentativ auf die Brüsseler EU-Diplomatie, was vermutlich dem Motiv geschuldet war, die polnische Angst vor der Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland nicht erneut anzufachen. Je mehr sich Tusk jetzt auf die EU verließ, ohne selbst aktiv zu werden, desto schwerer sollte es ihm fallen, die vom alten Europa forcierten Pläne eines solchen Russland-Deutschland-Relais zu attackieren. Vielleicht wollte er genau das zum Ausdruck bringen. Der Premier dürfte Realist genug sein, um zu begreifen, dass die vergangenen Tage ein vehementes Plädoyer für das Nord-Stream-Projekt waren, ob das Warschau nun gefällt oder nicht. Ohnehin wird für Polen bestimmtes russisches Gas nicht über die Ukraine, sondern über Weißrussland importiert. Und bevor sich eine Regierung in Minsk je so gegen Moskau exponiert wie die in Kiew, dürfte ein Zeitalter vergehen. Die entscheidende Frage für die EU bleibt sowieso, dass Gas von Russland nach Europa fließt. Auf welchem Weg dies geschieht, erscheint zweitrangig. An diesem Pragmatismus wird Polen nichts ändern.
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