Zeit der Gewalt

Melodram Isabel Boltons beeindruckender Roman "Der Weihnachtsbaum"
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Fest der Liebe - an diesen Spruch glaubt sicher niemand mehr in Zeiten, wo Weihnachten höchstens noch als Aphrodisiakum für das eingeschlafene Verhältnis zwischen Einzelhandel und Verbraucher taugt. Ansonsten sind die Feiertage meist ein habituelles wie emotionales Desaster: Eingekeilt zwischen zwanghaftem Kommerz und lästigem Ritual. Doch so massenhaft, wie hier das Private, Zwischenmenschliche zelebriert wird, grundiert Weihnachten immer noch ein unausgesprochenes Bedürfnis nach Emotionen. Die entspannte Gemeinsamkeit, die die gläubige Andacht ersetzen soll, gerät freilich oft genug zum blanken Horror. Im Zwangsverbund "Fröhliche Weihnachten" explodieren dann alle unerledigten Konflikte zwischen denen, die sich eigentlich "lieben" wollten.

Dass dies