Zigarren für alle

Neo-Erhardismus Ludwig Erhard, der Held der bürgerlichen Geschichtsschreibung, war keiner
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2018
Vor den kritischen Blicken der Nachwelt konnte er jederzeit in Deckung gehen
Vor den kritischen Blicken der Nachwelt konnte er jederzeit in Deckung gehen

Foto: Sven Simon/Imago

Ludwig Erhard würde wohl genüsslich an seiner Zigarre ziehen, könnte er die Lobreden hören, die Politiker und Unternehmer gerade auf ihn halten. Anlässlich des 70. Jahrestages der Währungsreform von 1948, laut offizieller Geschichtsschreibung Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft, feiert das Establishment den ersten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik. In seiner Heimatstadt Fürth in Franken wurde im Juni ein Ludwig-Erhard-Zentrum eröffnet. Es kostete rund 18 Millionen Euro – finanziert zum Großteil aus Steuergeldern. Die Aula im Bundeswirtschaftsministerium trägt neuerdings seinen Namen. Und Olaf Scholz, Peter Altmaier und Angela Merkel feierten Ludwig Erhard per Festakt als „Helden“ und beschworen die Soziale Mark