Zum Frauentag

Gastkommentar Der 8. März hat sich im neuen Deutschland durchgesetzt. Obwohl er 1910 als Internationaler Frauentag ausgerufen wurde von Clara Zetkin, der peinlich ...

Der 8. März hat sich im neuen Deutschland durchgesetzt. Obwohl er 1910 als Internationaler Frauentag ausgerufen wurde von Clara Zetkin, der peinlich roten Altlast der heute regierenden Schickis, Mickis und Wowis. Obwohl das Ossi des 8. März als Muttitag gedenkt, an dem Parteisekretäre "unseren Frauen" rote Nelken, rote Mappen, blauen Schein überreichten, sich dann weiße Servierschürzchen umbanden, "unsere Frauen" mit Schnaps abfüllten und so die berüchtigten johlenden Frauentagshorden auf den Weg brachten. Obwohl dem Postfeminismus trotzende Feministinnen am 8. März das Gespenst der Frauendiskriminierung heraufbeschwören (sie tun es öfter, werden aber nur am 8. 3. veröffentlicht), anstatt sich mit der Endlagerung im kuschelweichen Geschlechterdemokratie-Konsens zufriedenzugeben. Trotz alledem: Der 8. März hat sich durchgesetzt. Denn er liegt strategisch günstig zwischen Weihnachten und Ostern und trägt nach dem Valentinstag und vor dem Muttertag zum Konsum-Kontinuum der ersten Jahreshälfte bei, wenn auch vorwiegend im Niedrigpreissegment.
Der Mann, ob privat, als Chef oder als Funktionär, greift, von der Werbung animiert, am 8. März gern zur roten Rose, aber eben nur zu einer. Langfristige Vermarktungsstrategie muss hier auf Höherwertiges zielen. Ein viel versprechendes, aber nicht leicht zu beackerndes Feld: Frauen und Technik. Vergegenwärtigen wir uns zunächst die Pionierleistungen von Frauen in der Technik. Eiffel, Lilienthal, Edison, Watt, Diesel, Benz, Otto. Alles tote Männer! Außer Frau Otto, die lebt. Ergo: Zu Frauen und Technik fällt uns höchstens Frau Otto ein, weil die sich von uns mal die Bohrmaschine geliehen hat, oder weil wir uns von ihr die Bohrmaschine leihen wollten, aber sie hatte nur einen Nagelbohrer, oder war es Nagellack? Manche sagen jetzt: Ich kenne doch diese Frau Otto gar nicht! Hört, hört! Nicht einmal Frau Otto kennen Sie! Von anderen Frauen mit Beziehung zur Technik ganz zu schweigen! Das hat einen Grund: Technik ist Männersache! Es gibt Ausnahmen, aber das hängt davon ab, wie viele Frauen auf eine Auto-Kühlerhaube passen. Frauen vermögen von technischen Gegenständen verkaufsrelevante Signale auszusenden, die sie auch für die Präsentation von Landmaschinen, Heimwerkerartikeln oder Lastwagen prädestinieren. Und jetzt, da ihnen die Bundeswehr offen steht, sollten sich auch für die Vorstellung von Panzern und Bombenflugzeugen diese oder jene Uniformblusen öffnen lassen.
Aber es gibt ein Technik-Gebiet, wo beim besten Willen keine Frau als Werbeträgerin vorstellbar ist: die Gentechnik. Es wird vernünftigerweise darauf hinauslaufen, dass die Konstruktion des Menschen und seines besten Freundes - der Frau - vollständig im Labor passiert, so dass Frauen ganz und gar überflüssig werden. Menschen - also Männer - werden nicht überflüssig, denn irgend jemand muss die Milliardengewinne aus dem Verkauf perfekter Babies kassieren. Die Vision ist also die technisch perfekte, sanfte Endlösung der Frauenfrage. Bis es so weit ist, sollten wir den Ex in spe ihren 8. März einfach noch mal gönnen.

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