Zum Tod von Rolf Schwendter

Nachruf Ein Montaigne unserer Zeit: Der große Devianzforscher und Radikaldemokrat Schwendter ist gestorben
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Zum Tod von Rolf Schwendter

Foto: Wolfgang H. Wögerer, Wien

Eigentlich sollte Rolf Schwendter Mitte März bei der 25-Jahr-Feier des Forschungsjournals Soziale Bewegungen in Berlin dabei sein. Zum Konferenz-Motiv „Erfolgreich Scheitern“ und den dazu passenden Referenten-Kaskaden war sein Auftritt mit situativen Spontan-Strophen von „Ich bin noch immer unbefriedigt“ bereits ein Jahr zuvor geplant. Spitze, karikierende Sentenzen zur Kindertrommel im reduzierten Sound der Stones.

Hier hätte der Professor für Devianzforschung an der Uni Kassel (1975-2003) sein Talent ausgespielt: im Grenzbereich von Ästhetik und Wissenschaft hätte er die Wirkungsgeschichte von 25 Jahren sozialen Bewegungen entziffert, die Tabuzonen des schwächelnden Protests ausgeleuchtet und einen beherzten Blick nach vorn gewagt.

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