Zwischen Diktatur und Boheme, Krieg und Frieden: Jutta Voigts Leben in der DDR

Literatur Wild und glücklich: Mit 81 Jahren erzählt Jutta Voigt ihr Leben in der DDR als Roman. „Wilde Mutter, Ferner Vater“ ist aber mehr als das – das Buch ist vor allem auch eine faszinierende deutsch-deutsche Zeitgeschichte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2022

Die Mutter sieht sie noch vor sich, wie sie singend, „nur mit einem schwarzen Hemdröckchen bekleidet, auf dem Korridor der elterlichen Wohnung“ tanzt. „Wenn dabei ihre Brüste schaukelten und die Pfennige von den Strumpfbändern sprangen, erschien sie ihrem blassen Kind nicht geheuer.“ Das Kind heißt Judy im Buch von Jutta Voigt, die ihre Erinnerungen nicht aus der Ich-Perspektive erzählt, sondern sich dem Mädchen, der jungen Frau Judy gegenüberstellt. Mit 81 noch einmal ihr Leben Revue passieren zu lassen, es ist ihr wohl ein Genuss gewesen. Man spürt ihre Lust, in die Vergangenheit einzutauchen – und dabei von uns Lesern beobachtet zu werden. Aber sie blickt nicht in eine unbestechliche Kamera, was auch in einem Erinneru