Zwischen Hölle und Himmelreich

Donezk In der umkämpften Stadt wird bei einem Konzert Franz Schuberts „Ave Maria“ zu Gehör gebracht wie ein Ruf nach Gnade und Barmherzigkeit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2016

Viele Konzertbesucher räuspern sich, andere bitten ihre Kinder, ruhig zu sein. Über dem gut gefüllten Saal liegt zurückhaltende Erwartung. In einer Stadt wie Donezk, gezeichnet vom sich hinschleppenden Krieg um den Donbass, ist der Wunsch nach den schönen Künsten nicht erloschen. Ganz im Gegenteil und erst recht, wenn ukrainische Regierungstruppen teilweise unweit der Stadtgrenze stehen und der Konzertsaal nicht genug abgeschirmt ist gegen das Dröhnen der Artillerie. Wenn die Erde schwankt und das Feuer von Horizont zu Horizont fliegt.

Eine Ansagerin kündigt das Lied an, auf das alle an diesem späten Nachmittag zu warten scheinen: das Ave Maria von Franz Schubert. Gedämpftes Flüstern und Schweigen und dann Wladimir Gamar, der erste Geig