Feuer, wo bist du?

Leidenschaft Erinnerungen an vergessene Menschlichkeit

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Wir Menschen sind stolz auf diesem Planeten die treibende Kraft zu sein, die Errungenschaften der Vergangenheit haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind: Zu Wesen des Wissens, der gottesähnlichen Schöpfungskraft mit deren Hilfe wir fast alles formen und gestalten können wie es uns genehm ist. Nur uns selbst nicht.

Wenn wir ehrlich wären müssten wir zugeben, dass wir mit den Forderungen an uns, unseren eigenen Zielen und Ehrgeize selbst längst gescheitert sind – die, die einmal welche stellten, verdrängten sie längst in der beklemmenden Einsicht sich doch nicht durchsetzen zu können, das schwächere, wenn nicht gar das schwächste Glied zu sein; so verlieren wir letztlich sogar gegen uns selbst. In der Tragik dieses Umstandes ist es leicht zu übersehen, dass wir so in einen Strudel geraten sind, der uns längst zu Objekten hat werden lassen, die sich mit großer Müh und elender Not durch den quälend langen Alltag schleifen, und dabei unsere menschlichen Emotionen in den vielen Ausprägungen vergessen haben.

Was fehlt sind Charaktereigenschaften wie Dickköpfigkeit, Leidenschaftlichkeit und Anspruch an sich selbst. Das innere Feuer muss brennen – so lichterloh wie nur irgend möglich. Anstatt uns immer nur von außen berauschen lassen zu müssen sollten wir unsere innere Fete feiern, die Schönheit eines erreichten Zieles oder des bloßen Werkes entdecken und den Weg dorthin wie keinen anderen genießen.

Hierbei spielt Leidenschaft eine wichtige Rolle. Die Fähigkeit sich für etwas zu begeistern, den Willen darauf zu fokussieren nur um des Gelingens Willens – nicht weil andere es verlangen, die Welt ist auszublenden, der Augenblick wird zu einem Lebensinhalt, der sich sonst nirgends wiederfindet, erleben wir ihn doch als seien wir von den Problemen befreit; mit der heute allgegenwärtigen Ideologie des universellen Pragmatismus nur schwer vereinbar, schließlich zielt dieser darauf ab die klaffenden Schwierigkeiten des Alltages möglichst rational zu lösen. Das bedeutet, dass dem Pragmatiker eine oberflächliche, aber dennoch zeit- und energiesparende Lösung des Problems lieber ist, als ein aufarbeitender, gut fundierter Prozess, der sicherlich so unglaublich viel Aufwand mit sich bringt.

Lethargie ist das neue Schwert im Kampf gegen die Bedrohungen der Arbeit und des Tuns, das Modell Mensch wandelt sich zu einem Auslaufmodell, welches seinen Motor mit dem Lauf der Zeit langsam herunterfährt, ihn auf Komfortmodus trimmt, die Welt sich drehen lässt.

Was ist nur mit dem Feuer los?

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Geschrieben von

Der Kultureinflößer.

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