Genug debattiert - entscheidet euch!

Scheideweg Ein kurzer Überblick über der Vergangenheit der europäischen Debatte, die jetzt entschieden werden muss

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Wir leben in einer Zeit der Umbrüche – Griechenland, Spanien, Portugal und Italien stecken in einer schweren Krise, manche befürchten gar schon einen sich auftuenden Abgrund europäischer Integration. Wahr ist, dass sich in vielen Ländern Europas die Bevölkerung aus der politischen Mitte entfernt und den politischen Rändern rechts und links mehr und mehr Bedeutung zukommen lässt.


Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rigorose Austerity in den sündigen Ländern vor allem der südlichen Peripherie Europas macht die Betroffenen wütend; alte Ressentiments, die man eigentlich längst vergessen haben wollte, kochen erneut auf und denunzieren uns Deutsche mit dem Vorwurf, eine Nazi-Kanzlerin als Regierungschefin zu haben. Der Vorwurf: Man dränge den hilfsbedürftigen Ländern der Staatengemeinschaft nach guter alter Methode seinen Willen auf.


Zweifelsohne hat sich Merkel oft genug bei Brüsseler Gipfelbeschlüssen durchgesetzt und somit ihren Status als neue Lady Europas (nach Magaret Thatcher) immer weiter manifestiert. Bis zur Wachablösung Nicolas Sarkozys im Élysée-Palast Mai diesen Jahres dominierte das alleinige Kartell der beiden Geberstaaten Deutschland und Frankreich. Man fuchste beispielsweise während eines romantischen Strandspazierganges unter sich aus, welche Maßnahmen für Europa doch am vernünftigsten seinen. Den betroffenen Länder blieb nichts anders übrig, als zähneknirschend das Urteil Merkozys zu akzeptieren – doch diese Zeiten sind vorbei.


Der neue französische Staatspräsident Francois Hollande steht Merkel allein schon wegen ihrer Einmischung in den französischen Wahlkampf zugunsten Sarkozys kritisch gegenüber. Der Sozialist macht sich im Verbund mit anderen europäischen Sozis für Investitionen zwecks der Ankurbelung der Wirtschaft stark und trifft damit den Tenor der Krisenregionen. Damit ist endlich die royale Exklusivität eines deutsch-französischen Duos beendet, nun kann ein ernsthafter Dialog auf Augenhöhe vor allem zu Griechenland geführt werden. Eine bittere Notwendigkeit – die Lage spitzt sich dort immer weiter zu!


Die Unsicherheit über den weiteren Weg in schwierigen Fahrwassern muss nun geklärt werden, momentan hält man die Griechen an der langen Leine und lässt sie büßen für ihre Untaten. Jetzt, nach dem sehnlichst erwarteten Troika-Bericht, muss man endlich den endgültigen Weg des Krisen-Trampelpfades wählen, um wenigsten potentiellen Investoren Planungssicherheit zu ermöglichen, wieder bei den Hellas zu investieren. Spätestens jetzt müssen sich die Verantwortlichen über alle potentiellen Risiken bewusst sein und aus Überzeugung für das europäische Projekt sprechen und handeln, sodass Griechenland ein Teil der Währungsgemeinschaft bleiben kann.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Der Kultureinflößer.

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