Leidenfrost regional

Reportage Alltag aus der Ferne betrachten, das kann der, der aus der Ferne in den ihm fremden Alltag kommt. Oder wer zurückkommt in seinen alten Tag, der kann es in der Anfangszeit

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„Einen Kaffee zum Mitnehmen bitte, und 2 Rosinenbrötchen.“ Das Einpackpapier raschelt. „Und ein Sonnenblumenbrot“ “Ja, das ist gut, das ist mein Liebstes“ „Mein Lieblingsbrot ist das Mehrkornsaftbrot“ hätte ich fast gesagt, lausche aber lieber schweigend dem dialogischen Grummeln zweier Monteure, die blaugrauschimmernd gerade durch die Tür geschritten kommen, die Schritte verzögernd. In Monteurshose liegt das Morgengrau stets - „3 Euroachtzig, bitte“. Ich zahle, zuckere und weiße den Kaffee, presse den Deckel formschlüssig zentral von oben drauf, gehe raus zum Auto. „Wiedersehn“.

Dialoge bringen dem Leser die Figuren im Herzen näher, machen die Figuren nahbarer. Habe ich mal so oder so ähnlich gelesen, und das stimmt auch. Siehe „Herr Lehmann“, den möchte man knuddeln. Das überträgt sich dann auf das gesamte Buch, obwohl die Handlung gar nicht stattfindet. Also, Dialog hatte ich. „War das jetzt schon Dialog, oder kann das weg?“. Das Runde muss in den Schlitz, sonst geht hier gar nichts ab, denke ich, als ich die CD einschiebe. Krrrr, sch…, geht ja nicht, seit jemand, der laufen aber noch nicht reden kann, dort Münzen reingesteckt hat. Auch rund, trotzdem falsch. Die CD kommt wenigstens wieder raus, Glück gehabt.

Der Wahlomat hat mir ‚Die Partei’ als meine Wahl ausgespuckt. Dümmer als die Wahlplakate ist auch das nicht. Ich freue mich auf den Elbblick, wenn die Wahl erstmal vorbei ist. Als Aprilscherz stelle ich mir gerade vor, ich klebe in Dresden alle Werbung und Wahlwerbung grau über, stelle das Ganze in Streetview dar, damit es die Leute auch glauben. Oder billiger, ich nehme ein Foto dieser verunstalteten Strasse hier, mache alle Werbung grau, und schreibe einen Blog, dass Google als neuen ‚paid content’ Streetview ohne Werbeplakate anbietet. Ach ne, ist ja schon so. Nur leider unscharf, nicht grau. Beim Überholen eines sportlichen Radfahrers gucke ich, ob ein Akku dranhängt – eine Unsitte ist das. Das Gucken nach dem Akku, meine ich. Wieso tue ich das?

Die Beiträge von Martin Leidenfrost beim Freitag finde ich super. An dieser Stelle danke ich dem Autor und dem Freitag. Kommentare direkt darunter zu schreiben, traue ich mich nicht, weil ich das innehaltende Betrachten, was diese Beiträge bei mir auslösen, nicht zerstören will.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Dersu Usala

Gefangen im Bewusstsein des Unlösbaren, zu lösen nur durch Lösen vom Bewusstsein.

Dersu Usala

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