„Mehr als ein Mord“ – Folge 7

Hören Eine Serie bei Deutschlandradio Kultur geht dem Tod eines Flüchtlings in Dresden auf den Grund

Der 20-jährige Asylbewerber Khaled Idris Bahray überlebt die Flucht aus Eritrea durch die Wüste, über das Mittelmeer – um vier Monate nach seiner Ankunft in Dresden-Leubnitz ermordet zu werden. Und das an dem Tag, an dem die fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen ihren Höhepunkt erreichen.

Der Fall scheint klar: Die Tat war rassistisch motiviert. Aber dann gesteht sein Landsmann und Mitbewohner, Khaled erstochen zu haben. Angebliches Tatmotiv: „Streit in der Haushaltsführung“.

Was passierte wirklich am 12. Januar 2015? Mit einem Vier-Wochen-Serial beleuchtet das Deutschlandradio Kultur ab 29. August jeden Sonnabend den Todesfall, an dem ein Kampf um die politische Deutungshoheit entbrennt und der eine deutschlandweite Debatte entzündet: Nicht nur die linke Szene befürchtet, dass etwas nicht stimmt – und dieses Misstrauen wird von Ermittlungspannen der Behörden noch verstärkt. einen. Nun steht der Prozess an.

Die Autorin Jenni Roth nimmt die Hörer mit auf ihre Spurensuche, interviewt Zeugen und wertet Beweise aus. Wer war Khaled Idris Bahray? Wie lebte er in Dresden? Was sagen Mitbewohner und Nachbarn? Was hat es mit den reflexhaften Schuldzuweisungen nach dem Mord auf sich? War wirklich der Zimmergenosse der Täter und wenn ja, wie plausibel ist sein Motiv? Und schließlich: Inwiefern steht der Fall exemplarisch für die derzeitige Flüchtlingsdebatte?

Die Serie begleitet den Prozess, der am 31. August startet und die Urteilsfindung – persönlich und hintergründig

Folge 7 – Sprachlosigkeit

Auch an Tag Fünf der Verhandlungen sitzt Hassan auf seiner Anklagebank wie in all den Tagen zuvor, sagt nichts – genau wie seine eritreischen Mitbewohner, die als Zeugen geladen sind. „Ja“, „nein“, „weiß nicht“ – die Antworten auf fast alle Fragen. Nicht nur das Gericht ist allmählich frustriert. Auch die Autorin Jenni Roth fragt sich, wie sie die Aussagen der Zeugen einordnen soll, die sich selbst widersprechen und ihren Aussagen bei den Polizeivernehmungen im Winter. Verstehen sie einfach nicht, was diese Fragen sollen, jetzt, wo Khaled doch längst tot ist und der vermeintliche Täter gestanden hat? Oder fürchten sie, etwas Falsche zu sagen?

Immerhin kommen sie aus einem Land, in dem willkürlich Verhaftungen, Folter und Zwangsarbeit Alltag sind. In dem Tausende ohne Anklage oder Aussicht auf ein Gerichtsverfahren in Haft sitzen, in dem Tod im Gefängnis ist üblich. Durch Verhungern, Misshandlungen oder Folter: Durch Schläge mit der Peitsche, mit elektrischen Stöcken. Das Zusammenbinden des Körpers zu einer Acht. Aufhängen an Bäumen. Durch das Hinterherziehen von Gefangenen hinter einem fahrenden Auto. Kennen Hassan und die anderen Eritreer die Gefängnisse ihrer Heimat? Wie muss ein Prozess hier auf sie wirken?

Es scheint, als hake die Nebenklägerin, die Khaleds Familie vertritt, als einzige da nach, wo es spannend wird. Zum Beispiel nach den Narben, die Hassan laut medizinischem Gutachten hat. Selbstverletzungen? Spuren von Folter? Hassan sagt auch jetzt nichts. Das macht das psychiatrische Gutachten für ihn: „voll zurechnungsfähig“ heißt es darin. Aber was, wenn die Narben ihre – Hassans – Sprache sprechen? Könnte nicht genau hier der Schlüssel zu der Tat liegen?

Die einzelnen Folgen zum Rein- und Nachhören gibt es hier:

http://www.deutschlandradiokultur.de/mehr-als-ein-mord

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