Der Leberkäs-Skandal

G7-Gipfel Anfang Juni 2015 treffen sich die wichtigsten Industrienationen der Welt in Oberbayern und die Region wird eifrig hergerichtet. Doch nicht alle kooperieren wie gewünscht

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Zu malerisch für Protest? Der G7-Gipfel findet dieses Jahr auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen statt
Zu malerisch für Protest? Der G7-Gipfel findet dieses Jahr auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen statt

Foto: Philipp Guelland/AFP/Getty Images

Wer vorhat, zu Pfingsten Urlaub in Bayern zu machen, dürfte 2015 eine eingeschränkte Auswahl vorfinden. Denn Anfang Juni 2015 findet in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, Krün der G7-Gipfel 2015 auf Schloss Elmau statt. In der gesamten Region herrscht daher seit längerem Ausnahmezustand, die Wellen schlagen noch weit bis ins ca. 60 km entfernte Allgäu hoch. Während Schloss Elmau auf Hochglanz geputzt wird (nicht dass es das vorher nicht schon gewesen wäre), besteht rundherum Polierbedarf.

Die öffentlichen Kosten werden auf ca. 211 Mio geschätzt. (die Bundesregierung hat angekündigt, über 81 Millionen zu übernehmen, der Freistaat Bayern zahlt die restlichen 130 Millionen Euro). Allerdings wird nicht ausgeschlossen, dass die Kosten noch steigen könnten, berichtet die Augsburger Allgemeine. Die Region profitiert, zackzack werden plötzlich Baumaßnahmen durchgeführt, nach denen sich andere Landstriche die Finger abschlecken würden: Laut Spiegel ist die Rede von "Brückenertüchtigungen", der "Schaffung von Ausweichstellen und Wasserdurchlässen", von "wegbegleitenden Gräben zum Schutz vor Starkregenereignissen" und "temporären Feuer- und Rettungswachen". Selbst Quellen und Brunnen sollen "mit moderner Überwachungs- und Sicherheitstechnik" ausgestattet werden.

Und auch der Breitbandausbau und Anschluss ans Glasfasernetz wird in nullkommanix gewuppt:

"Im Gebiet um das Schlosshotel, der Gemeinde Krün und im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist es notwendig, die Kommunikationsinfrastruktur zu ertüchtigen", heißt es seitens der Landesregierung.

Allerorten Kooperation, bis auf die mit Gipfelgegnern. Gerüchten zufolge wird den Bauern nahegelegt, ja keine Flächen für Protestcamps zu verpachten. Ein weiteres Gerücht besagt, dass die Bauern aufgefordert wurden, zur Gipfelgegnerabwehr kreativ mit der Gülle (regional als „Odl“ oder „Bschütte“ bezeichnet) umzugehen.

Und noch ein Abweichler in Sachen Kooperation, ein einsamer Metzger tanzt aus der Reihe, an dessen Verpflegungsangebot für die im Einsatz geplanten Polizeikräfte sich derzeit die Geister scheiden. Der Mann hatte ein Angebot abgegeben, die Ordnungshüter mit Leberkäs und Senf zu beliefern, für 11,50 € pro Portion (ob mit oder ohne Kartoffelsalat oder Semmel, auf Porzellan- oder Pappteller oder in der Serviette, ist nicht überliefert). Ein veritabler Skandal, der mittlerweile als Leberkäs-Wucher bekannt wurde. Und das, obwohl man bewusst heimische Betriebe bei der Verpflegung mit einzubinden versucht hatte. Undankbarkeit ist der Welt Lohn. Möglicherweise ist bei den 11,50€ aber auch nur ein "Erschwerniszuschlag Odl" für den Lieferanten einkalkuliert.

Die Polizei ließ nach dem Angebot verlauten: Es gehe „nicht darum, jede Portion einzeln um Mitternacht von Bedienungen in Werdenfelser Originaltracht auf Nymphenburger Porzellan den Polizeiposten vor dem Schlosshotel überreichen zu lassen“.

Da wird hoffentlich der bayrische Finanzminister Söder eingreifen, der weiß, wann wie die Hausaufgaben von wem zu erledigen sind (aber wenn sie dann erledigt sind, kann man ja ruhig mal twittern )

Wer testen will, ob der Leberkäs seinen Preis wert ist und dazu von weiter her anreisen will, dürfte Pech haben. Der Pfingstferien-Reiseverkehr soll großräumig ab Würzburg und ab Brenner umgeleitet werden, was eine Entlastung für den Landkreis bedeute. Und natürlich für die Polizeikräfte, weil sich ebenso die Gipfelgegner im engmaschigen Netz verheddern werden. Auch das Anpirschen von österreichischer Seite haben die Ordnungshüter im Blick, erwogen wird, die Grenze nach Österreich zu schließen.

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Geschrieben von

Diander

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