"Das ist nicht der wahre..."

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Wir wissen alle, wie der Satz in der Überschrift weitergeht. Damit wird uns Unwissenden erklärt, dass diejenigen, die unmenschliche Grausamkeiten (oder besser "menschliche Grausamkeiten"?) im Namen des, von ihnen als Rechtfertigung, angeführten Glaubenssystems begehen, eben dieses Glaubenssystem nicht vertreten.

Aktuell höre ich solche Aussagen oft im Zusammenhang mit dem IS und den in seinem Namen handelnden Schlächtern. "Das ist nicht der wahre..." Ist er aber doch. Das ist genauso der "wahre Islam", wie der von Millionen anderen friedlich gelebte Islam. Aber man kann nicht einerseits der Meinung sein, ein Buch sei 1:1 das Wort Gottes (allmächtig, allwissend u.s.w.) und dann sagen, die gewaltverherlichenden Teile seien eine Metapher. Selbst als Metapher ist das Abschlagen eines Kopfes wegen der falschen Religionszugehörigkeit (oder gar keiner) ziemlich krasser Scheiß.

8:12 Da dein Herr den Engeln offenbarte: «Ich bin mit euch; so festiget denn die Gläubigen. In die Herzen der Ungläubigen werde Ich Schrecken werfen. Treffet (sie) oberhalb des Nackens und schlagt ihnen die Fingerspitzen ab!»

8:12 "When thy Lord inspired the angels, (saying): I am with you. So make those who believe stand firm. I will throw fear into the hearts of those who disbelieve. Then smite the necks and smite of them each finger."

Falls jemand mir vorwerfen möchte, dass ich etwas aus dem Zusammenhang gerissen habe, möge mir doch einen Zusammenhang nennen, in dem diese Passagen weniger abstoßend sind. Nun entscheiden sich die meisten Menschen die sich dem Islam zugehörig fühlen (wobei sich zwei Menschen die sich dem Islam zugehörig fühlen, nicht unbedingt gegenseitig dieses Etikett zugestehen würden) gegen Gewalt um ihren Glauben durchzusetzen. Das tun sie aber nicht, weil ihre heilige Schrift das verbieten würde (eher im Gegenteil), sondern weil sie mitfühlende Menschen sind. Sie wissen intuitiv, dass Grausamkeit gegen Artgenossen misst ist, egal was ihnen der Prophet (angeblich) von Gott überliefert haben mag.

Das Ganze erinnert mich an Christopher Hitchens Herausforderung:

"Name one ethical statement made, or one ethical action performed, by a believer that could not have been uttered or done by a nonbeliever. Think of a wicked statement made, or an evil action performed, precisely because of religious faith?"

Hitchens wollte damit sagen, dass man nicht religiös sein muss, um ethisch zu handeln. Er wollte außerdem ausdrücken, dass man mithilfe von Religion "gute" Menschen dazu bekommt, "böse" Dinge zu machen.

Ben Affleck hat Bill Maher und Sam Harris kürzlich heftig für ihre Kritik am Islam angegriffen:

Interessant ist vielleicht auch dieser Text, wenn es darum geht, wie man versuchen kann, die ideologischen Grundlagen einer Glaubensgemeinschaft in einem freundlichen Licht erscheinen zu lassen. Vertreter der anderen monotheistischen Religionen können das natürlich genauso gut. Alle drei gehen von den gleichen Annahmen aus:

  1. Es gibt eine allmächtige, allwissende Wesenheit.
  2. Diese Wesenheit sprach zu bestimmten Menschen und sagte diesen wörtlich, wie sie zu leben haben.
  3. Diese Wesenheit scheint, folgt man den Worten, der unter Punkt 2 genannten Menschen, der Ansicht zu sein, alle Menschen müssten ihren Weisungen folgen, oder ewig leiden.
  4. Um dieses ewige Leiden zu verhindern, sind die bereits überzeugten Anhänger dazu angehalten, Menschen möglichst bereits im Diesseits vom rechten Pfad zu überzeugen. In einigen Fällen darf man sie sonst auch schon vorzeitig dem ewigen Leid zuführen.

Das klingt irgendwie nicht nach einem friedlichen zusammenleben, wenn man diese Vorgaben ernst nimmt. Machen zum Glück die Wenigsten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

diaphanoskopie

"...im Gegenlicht der Wirklichkeit." - Ich hab' mal jeden Scheiß geglaubt. - @diaphanoskopie

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