Die Kommentare Michael Bittners zu den Ansichten über PEGIDA von Professor Patzelt habe ich mit Gewinn gelesen. Darum spitze ich immer meine Ohren, wenn der Herr etwas zu PEGIDA sagt. So wurde er von Radio-Dresden mit den Worten zitiert:
"Patzelt forderte die Politik auf, den Dialog mit Pegida nicht zu verweigern. Durch Ausgrenzung werde man die Bewegung weiter stärken. Pegida-Anhänger fühlten sich so in ihrer Wahrnehmung bestätigt, von keiner etablierten Partei mehr vertreten zu werden."
Wie so oft, wenn gebildete Menschen sich fachfremd äußern, liegt er ordentlich daneben. Professor Patzelt liegt dem Irrtum auf, die Wahrnehmung von etwas habe zwingend etwas mit der Realität zu tun. Menschen sind Meister darin, die Realität so zu interpretieren, dass sie zu ihrer vorgefassten Meinung passt. Erst wenn sie bereit sind, ihre Meinung zu ändern, ändert sich ihre Wahrnehmung. Umgekehrt passiert das nur äußerst selten. Und meist ist der von der Realtität erzeugte Sinnesreiz oder die Emotion sehr intensiv.
Ein Dialog mit PEGIDA-Anhängern ist daher solange sinnlos, wie diese der Ansicht sind, es stehe ohnehin nur ein "Volksverräter" vor ihnen. Solange sie der Ansicht sind, Demokratie bedeute, man selbst bekomme, was man will und alles andere sei Diktatur, ist ein Dialog ausgeschlossen.
Beobachten kann man das jeden Montag auf der PEGIDA-Kundgebung. Am 30.11.15 bemerkte Siegfried Däbritz: "immer mehr Politiker sprechen PEGIDA". Aussagen von Politikern konservativer Parteien, die bei vielen Menschen Grusel hervorrufen, machen stellen PEGIDA nicht etwa zufrieden, sondern sind Belege dafür, dass die "Politikerdarsteller" "Wendehälse" sind. Diese Politiker machen, was Patzelt fordert. Und nicht trotzdem, sondern genau deswegen bleibt PEGIDA in ihrer rechts besorgten Ecke und schmollt. Herr Däbritz liest dann aus einem CDU-Positionspapier vor, bei dem sich jedem "linksversifften Gutmenschen" die Zehennägel hochklappen. Und auch hier kommt es nicht zur Freudenschreien, sondern zu Hohngelächter und Wutgebrüll.
Nein, Herr Professor Patzelt, diesen besorgten Bürgern dürfen sich VertreterInnen einer offenen demokratischen Gesellschaft nicht anbiedern. Ihren Meinungen muss entschieden widersprochen und ihre Ansichten in Frage gestellt werden. Ihre Lügen gehören entlarvt und ihre Ideologie ans Licht gezerrt. Faschistische Ideologien dürfen nicht dadurch aufgewertet werden, dass DemokratInnen sie durch Dialog legitimieren. Nicht nur, weil wir damit unsere Werte mit Füßen treten. Sondern auch, weil wir unsere Werte opfern, ohne diejenigen zu überzeugen, die wir überzeugen wollen.
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