Aus dem Zentrum einer vergangenen Welt

Perspektivenwechsel Die Serie "Sprachlos" von Max Baumann (*1961) ist eine Reflexion über die sozialistische Utopie.

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Einige Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erhielt Max Baumann 1998 das vom Berliner Senat vergebene sechsmonatige Stipendium für künstlerische Fotografie in Moskau. In den ersten Monaten arbeitete er ausschließlich im Zentrum der Stadt, später in den Randgebieten. Statt auf die weiträumige Wirklichkeitswiedergabe traditioneller Stadtfotografie konzentriert er sich in engen Bildausschnitten auf Details, die eine metaphorische Ebene in die Fotografien bringen.

Die Farbfotografien entstanden mit einer verstellbaren Balgenkamera. Deren unlogisch anmutende Schärfeverteilung unterwandert die für uns gewohnte zentralperspektivische Wiedergabe der Welt, die stets auf den Bildmittelpunkt fokussiert ist. Bei den Schwarz-Weiß-Bildern wiederum ist es nicht die Aufnahmetechnik, die den Blick irritiert, es ist der gekippte Apparat, der Perspektiven erzeugt, welche an Aufnahmen der Moderne aus den 1920er-Jahre erinnern.

Baumanns fotografische Serie berichtet uns am historischen Ort über eine Utopie, die sich zu einem scheinbar bedrängenden, geradezu märchenhaften Alptraum entwickelt hat.

Die Ausstellung "Die fotografierte Ferne" in der Berlinischen Galerie vermittelt mit über 180 Bildern von 17 Fotografen eine Geschichte der künstlerischen Fotografie des 20. Jahrhunderts.

Die fotografierte Ferne. Fotografen auf Reisen (1880–2015)
Noch bis 11.09.2017
BERLINISCHE GALERIE
Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstr. 124-128, 10969 Berlin

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Die fotografierte Ferne

Bloggen für die Ferne, eine Fernfotoreise der Berlinischen Galerie mit 17 Positionen

Die fotografierte Ferne

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