Über Wahrheit und Schönheit

Bildstörung Kurt Buchwalds (*1953) Bilderserie Cala Sant Vicenç von 1991 zeigt Aussichten auf das azurblaue Meer, auf Felsen oder die mediterrane Vegetation.

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Das Irritierende an den stets aus der Zentralperspektive aufgenommenen Fotografien Buchwalds ist, dass beinahe der gesamte Bildraum von einem roten Rechteck eingenommen wird. Es versperrt die Sicht und lässt nur an den Rändern der Aufnahme das jeweilige Motiv erahnen. Der Blick auf die Schönheiten der Natur wird dem Betrachter wie von einem Stoppschild verweigert und sein Sehen so umgelenkt, dass er damit konfrontiert ist, seine eigenen Vorstellungen dieses Ortes zu (re)konstruieren.

Seit Mitte der 1980er-Jahre erhebt der Ost-Berliner Aktionskünstler den Störfall zu seinem fotografischen Arbeitsprinzip. Schon in seinen Serien Störbilder und Farbscheiben errichtete er Hindernisse vor dem Kameraobjektiv, um Teile des Bildes zu verdecken. Buchwalds Bildstörungen sind medienkritisch angelegt. So verstehen sie sich auch als Reaktion auf die aktuelle Bilderflut und als Kritik am Wahrheits- und Wirklichkeitsanspruch des Mediums Fotografie.

Die Ausstellung "Die fotografierte Ferne" in der Berlinischen Galerie vermittelt mit über 180 Bildern von 17 Fotografen eine Geschichte der künstlerischen Fotografie des 20. Jahrhunderts.

Die fotografierte Ferne. Fotografen auf Reisen (1880–2015)
Noch bis 11.09.2017
BERLINISCHE GALERIE
Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstr. 124-128, 10969 Berlin

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Die fotografierte Ferne

Bloggen für die Ferne, eine Fernfotoreise der Berlinischen Galerie mit 17 Positionen

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