Premiere vs. Liga Total

Medientagebuch Warum der Abo-Sender von den Bayern-Trikots schwieg: Das Gerangel um die Werbeaktivitäten zur Fußball-Bundesliga nimmt mitunter absurde Züge an

Als am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga die Mannschaft des FC Bayern München in ihrem Stadion auflief, dessen Name für eine Versicherung wirbt, stand auf den Trikots der Spieler ein neuer Sponsorname. „Liga total“ hieß es da in einer Typographie, die vermutlich ein Pressesprecher in Heimarbeit gebastelt hatte. Was damit gemeint war, ohne Joseph Goebbels zu assoziieren, war nur dem klar, der sich im Kampf um die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga halbwegs auskennt.

„Liga Total“ heißt das neue, via Internet verbreitete Angebot der Live-Berichterstattung, das von der Telekom für deren Plattform „T-Home Entertain“ (dieser Name wurde vermutlich vom gleichen Pressesprecher gebastelt) veranstaltet wird. Produzent der Sendung wird die Constantin Media AG, der unter anderem das Deutsche Sportfernsehen gehört, auf dem zwar mehr Telefonratespielchen und Sexy Hot Clips als Sportberichte laufen, dem aber Kompetenz von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zugebilligt wurde. Hinter der Constantin wiederum steckt mit Leo Kirch jener Medienmogul, der im Fernsehgeschäft seit Ende der fünfziger Jahre mitmischt.

Unkommentiert blieb die Trikotwerbung in der Live-Übertragung des letzten Spieltags beim Abo-Sender Premiere, stellt doch das Telekom-Angebot eine unverhohlene Kampfansage dar. Seit Wochen wirbt der Abo-Sender um alte wie neue Kunden. In immer neuen Werbespots argumentieren die Reporter und Fachleute des Senders, weshalb das Premiere-Angebot so einzigartig ist.

Diese Werbeaktivitäten muten aus zwei Gründen absurd an: Zum einen ist eine der Leitfiguren des Reklamespektakels Franz Beckenbauer, seines Zeichens Präsident jenes FC Bayern, der gerade für die Konkurrenz warb, während Beckenbauer in Vertragsverhandlungen mit Sat.1 stehen soll. Zum anderen steht Premiere selbst vor einer großen Umwandlung. Der Sender soll auf Geheiß von Rupert Murdoch, der mit über 30 Prozent den größten Anteil der – in den Börsenkeller gefallenen – Aktien hält, in Sky Deutschland umbenannt werden. Murdoch gliederte damit demonstrativ den deutschen Abo-Sender in seine Firmenkette ein; seine Sender in Italien und Großbritannien heißen ähnlich. Eine Erfolgsgarantie für Deutschland ist damit nicht verbunden. Premiere wirtschaftet seit vielen Jahren defizitär und war – hier schließt sich der Kreis – mit für die Insolvenz von Kirch verantwortlich.

Mitunter ist das Gerangel um den Profit, der aus dem Profi-Fußball zu schlagen ist, genauso spannend wie die Spiele auf dem Rasen.

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