Schon seit 1997 gibt es in Reykjavik in Island ein Phallusmuseum. Dort sind 280 Tierpenisse zu sehen, das Ganze ist eher Touristenattraktion denn eine ernst zu nehmende Bildungseinrichtung. Auch ein Vaginamuseum gab es – bis vor Kurzem. Es war die Idee von Florence Schechter, Zoe Williams und Sarah Creed. Nachdem sie mit einer Wanderausstellung in Sachen Vulva in Großbritannien ziemlich erfolgreich waren, etablierten die Damen Ende 2019 in einem Backsteingebäude am Camden Market in London das weltweit erste Vaginamuseum. Auffälligstes Stück war ein Riesen-Tampon in weiß, dessen Spitze mit rot gefärbter Folie verziert war. Auf Schautafeln daneben wurde erklärt, dass „Perioden nicht schmutzig sind, sondern völlig normal“.
Angeblich kann, soll eine Umfrage ergeben haben, rund die Hälfte der britischen Bevölkerung auf einer Abbildung der Vulva nicht korrekt den Vaginaeingang benennen. Und weiß nicht, dass die Vagina das innere, die Vulva hingegen das äußere weibliche Geschlechtsorgan darstellt. Den vielen Mythen und halbgaren Informationen zu diesem Thema wolle man begegnen und aufklären, so die Museumsmacherinnen.
Sicher ein löbliches Vorhaben. Man merkte dem Museum jedoch an, dass es mit recht schmalen finanziellen Mitteln auf die Beine gestellt wurde – den Großteil des „Museums“ machten Stellwände aus Pappe aus, auf denen Texte mit Informationen rund um die Vagina auf Englisch zu lesen waren. Außerdem gab es einen Fragebogen auf einem Blatt Papier, auf dem eine Vulva abgebildet war und man alle Details benennen sollte. Geld verdienen muss frau natürlich auch noch, und so bot der obligatorische Museumsshop Ohrringe mit glitzernden Mini-Vulven, Klitoris-Magnete, Vulva-Kerzen bis hin zu Klitoris-Kissen.
Im März 2022 war dann am Camden Market Schluss; der Vermieter wollte den Mietvertrag in dem populären Viertel nicht verlängern. Das Museum hatte dort spezielle Bedingungen nach einem Londoner Gesetz erhalten, mit dem kleine Unternehmen leer stehende Gewerbeflächen temporär nutzen können. Man fand neue Räume in Bethnal Green, einem Viertel, das von einer großen Community aus Bangladesch geprägt ist. Doch auch hier war jetzt Schluss – Stichwort Gentrifizierung. Und das, obwohl das Museum von Besuchern förmlich überrannt wurde, 40.000 wurden pro Jahr gezählt. Bis die Betreiberinnen neue Räume finden, ist das Museum nur online zugänglich.
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