Was für die Regisseurin Angelina Maccarone ein differenziertes Bild der alevitischen Minderheit sein mochte, begriff diese aus gutem Grund als törichten Affront: In dem Tatort-Krimi Wem Ehre gebührt erzählte Maccarone, wie in einer türkisch alevitischen Familie Inzest stattfindet. In der Schlüsselszene verbirgt sich die vergewaltigte Tochter unter einem Schleier, um dort symbolisch Schutz zu suchen - den Schleier aber lehnen Aleviten genauso ab wie die Scharia oder das Bilderverbot. Nach der Ausstrahlung stellten zwei alevitische Gemeinden Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Das wirkt überzogen, aber anders wäre es ihnen kaum gelungen, öffentlich gerade zu rücken, was Maccarone einem Millionenpublikum so schief dargestellt hat: Für Aleviten ist der sunnitische Islam keine Alternative. Dem türkisch islamischen Verband Ditib kommt der Streit gerade Recht: Schützend stellt er sich vor die abtrünnigen Glaubensbrüder und will vergessen machen, dass diese sich vehement gegen den Verband wenden. Denn viele Aleviten sehen sich weder als muslimisch noch als religiös, sondern eher als eine philosophisch kulturelle Gemeinschaft.
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