"Saudi-Arabien schafft Todersstrafe für Kinder ab".
So lautete die Überschrift einer dpa-Meldung.
Und alle haben die Meldung komplett mit Schreibfehler übernommen. Nicht einmal in der Überschrift fiel das auf. Und viele UPl-Adressen wurden auch gleich als der Schlagzeile, inklusive Schreibfehler, generiert.
Eine Google-Suche ergab ca. 1.700 Treffer für die dpa-Meldung mit Rechtschreibfehler und nur drei ohne (Stand 27. April um ca. 6.45).
Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie unsere (sog. "Mainstream")-Medien heute arbeiten.
Ach, das sind doch genau diejenigen, die sich selbst als "Qualitätsmedien" titulieren.
Das nennt man Realitätsverlust.
Es wird höchste Zeit, die Blase zu verlassen.
LOL.
Nachtrag: Am 28. April um 16.00 Uhr waren es 4.110 Treffer für die Schlagzeile mit "Todersstrafe" gegen 5 in der korrigierten Version.
Kommentare 1
Darauf hat meinersich lange in Zeitungsforen verwiesen. Nicht nur auf die abwesende journalistische Arbeit beim Copy & Paste, sondern auch auf das unheimliche Phänomen, daß aus einer sehr viel umfangreicheren Zahl an Meldungen der Depeschendienste eine gleichgestalte Auswahl für Deutschlands Print-(und Online-) medien getroffen ist.
Welcher Große Bruder sucht die (zumeist weniger relevanten / brisanten) Meldungen aus dem Angebot heraus? Und warum ist die Auswahl ganz weitgehend in selber Form übernommen?
Bis in die Neunziger Jahre hinein existierte noch eine Sensibilität sowohl für Literatur (Buchpreisbindung, Förderung, etc. –Heute drastischste Knebelung und Übervorteilung durch Nepp-Verlage und insbesondere „Self-publishing“-Abzocker) wie für Mündigkeit und Freiheit der Zeitungsmedien. (Aufruhr etwa bei Durchsuchungen von Redaktionen, Disput zwischen Blättern, der „SPIEGEL“ als Wächter der Nation, usw.)
Heute nicht nur unisono, sondern kaum einmal mehr eigene Recherche.
Beispiel Venezuela: Der Berichterstattung (in der Regel von Reuters) war / ist in sich Widersprechendes / Unterschlagung relevanter Einzelheiten / Desinformation und Demagogie zu entnehmen. Eine Akkreditierung jenes Interims-Pseudo-Präsidenten der Skandal schlechthin.
Der SPIEGEL, einst investigativ und bei gediegenstem, internationalem Netz an Auslandskorrespondenten, sieht sich auch im Verlauf von Monaten außerstande, selbst vor Ort recherchieren zu lassen, um allzu offensichtlichen Nebel zu lichten.
Doch nun, zum Thema Covid-19, ist Berichterstattung aus aller Welt durch Reporter vor Ort plötzlich kein Problem.
Auch einstiger Bildungsauftrag des ÖR: Passé. Verblödungssender seichter Unterhaltung, des Fußballs und der Seifenopern. Mit zusammengestrichenen Reportagen nach Mitternacht. (Wenn denn Niemand anruft, und Ausstrahlung pikanten Inhalts ausfällt.)
Was merkt der Michel zu alldem noch?
Er weiß nicht mehr von der Bedeutung unabhängiger und wachsamer Presse für seine Urteilskraft, sein Land und seine Zukunft. In Stiller Andacht ging theoretischer Garant der Aufklärung über Bord.
Erst Kohls Einführung lullender Privatsender, dann Übernahme von Medien durch Mogule und Konglomerate, und schließlich durchgehend abgestimmte Einheitskost für die Republik.
Da fällt ebenso gleichförmiger Absolvent aus Springer & Co.s ebenso wie staatlichen Ausbildungsstätten des Journalismus, mit mangelhafter Orthographie, Unkenntnis bundesrepublikanischer Aufdeckungs- und Netzwerkgeschichte, und mehrheitlich konservativer Ignoranz nicht mehr auf. … Wenn in einschlägigen Lokalen auflaufend, um sich Nimbus des Hemingway oder ehemaliger Haudegen seiner Branche angedeihen zu lassen, wie Kettcar ein Logo italienischen Sportwagens.
Schlummernde Öffentlichkeit derweil verzeichnet neue Ordnung nicht.
Vollnarkose, und gute Nacht!