Vergessene Krise: Im Jemen verhungern Kinder

Save the Children: Die Lage in Jemen ist dramatisch – immer mehr Kinder sterben an Mangelernährung, in den verbleibenden Krankenhäusern gibt es fast keine Medikamente mehr.

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Vergessene Krise: Im Jemen verhungern Kinder

Berlin, 29. September 2016. Im Jemen leiden immer mehr Kinder und Babys an Mangelernährung, viele sterben, weil die Krankenhäuser so gut wie keine Medikamente mehr haben und das Gesundheitssystem zusammengebrochen ist. Die verzweifelten Familien klagten Mitarbeitern von Save the Children, dass sie sich oft nicht einmal mehr die Anreise zu einem Krankenhaus leisten können, geschweige denn die notwendigen Medikamente.

Dr. Abdullah Thabit leitet die bei Mangelernährung zuständige Abteilung des Al Sabeen Mutter- und Kinderkrankenhauses in der Hauptstadt Sanaa. Er erzählt: „Am Samstag sind Zwillinge wegen des Medikamentenmangels gestorben. Die Situation ist äußerst kritisch, täglich kommen mindestens drei weitere mangelernährte Kinder aus dem ganzen Land zu uns. Wir haben aber keine Zimmer für sie, keine Medikamente und zu wenige Ärzte. Das Krankenhaus kann sich keine weiteren Ärzte mehr leisten, weil die Löhne an die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst werden mussten.“

Der Klinikleiter Dr. Hilal AlBahri bestätigt, dass man die Patienten bitte, sich ihre Medikamente anderweitig zu besorgen. „Aber viele können sich das nicht leisten, also gehen sie wieder fort und wir wissen nicht, was mit ihnen und vor allem ihren Kindern geschieht.“

Die zweijährige Amal litt an Kwashikor, einer schweren Form der Mangelernährung. Sie entsteht durch den Mangel an Proteinen und Nährstoffen, die die Flüssigkeit im Körpergewebe bindet. Ihre Mutter erzählt: „Vor 20 Tagen hat sie akuten Durchfall bekommen. Wir sind sofort zur nächstgelegenen Krankenstation in unserem Dorf gegangen. Aber die Ärzte haben uns nach Sanaa geschickt, weil sie keine Medikamente hatten. Als wir in der Hauptstadt ankamen, sind wir in dieses Krankenhaus hier gekommen und sie sagten uns, dass Amal dringend Medikamente benötige. Ich habe meinen gesamten Schmuck verkauft, um sie mir leisten zu können.“ Andere Eltern haben all ihren Besitz verkaufen oder Darlehen aufnehmen müssen.

Jemenitische Familien haben Mitarbeitern von Save the Children berichtet, dass sie wegen des Kriegs ihre Arbeit und Lebensgrundlagen verloren haben und sich deshalb weder Nahrungsmittel noch Medikamente leisten können. Viele essen nur eine Mahlzeit pro Tag.

Edward Santiago, Save the Childrens Länderdirektor im Jemen sagt: „Die grauenerregenden Bilder von zu Tode hungernden Kindern, die aus dem Jemen um die Welt gehen, erinnern an das, was wir in Äthiopien vor 30 Jahren gesehen haben. Jene Bilder haben die Welt damals aufgerüttelt, es wurde gehandelt, aber jetzt, wo es um die jemenitischen Kinder geht, scheint die Welt lieber wegzuschauen.“

Neben Mangelernährung und den damit verbundenen Krankheiten sind viele jemenitische Kinder in direktem Zusammenhang mit dem Krieg gestorben. In dem Konflikt sind bis jetzt mindestens 1.188 Kinder getötet und über 1.796 durch Luftangriffe oder in Bodenoffensiven verletzt worden. Dutzende Schulen und Krankenhäuser wurden angegriffen. Es gibt auch zahlreiche glaubwürdige Anschuldigungen hinsichtlich gravierender Kinderrechtsverletzungen seitens aller kämpfenden Parteien. Die Rekrutierung von Kindern für militärische Zwecke auch an der Front ist weit verbreitet. Bis jetzt ist niemand für diese Verbrechen zur Verantwortung gezogen worden.

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Geschrieben von

Dietrich Klose

Vielfältig interessiert am aktuellen Geschehen, zur Zeit besonders: Ukraine, Russland, Jemen, Rolle der USA, Neoliberalismus, Ausbeutung der 3. Welt

Dietrich Klose

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