Vampirfilm „Blutsauger“: Wonach das Kapital dürstet

Kino Julian Radlmaiers Vampirfilm „Blutsauger“ erzählt ironisch und abgründig von Klassenkampf und Ausbeutung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2022

Es ist das Jahr 1928 und ein etwas unscheinbar dreinblickender Mann (gespielt vom georgischen Regisseur und Absolventen der Berliner Filmhochschule DFFB Alexandre Koberidze, dessen Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? erst vor wenigen Wochen im Kino startete) steht in Frack und Zylinder an einem Ostseestrand. Er wird sich als der Sowjetunion entflohener russischer Aristokrat ausgeben und, als dies als Lüge auffliegt, den Namen Ljowuschka zulegen. So nämlich wurde er, wie eine Rückblende zeigt, von Sergei Eisenstein (Anton Gonopolski) während der Dreharbeiten zu dessen Film über die Oktoberrevolution genannt, in dem Ljowuschka Leo Trotzki verkörperte. Bei der Premiere aber hatte er feststellen müssen, dass seine Szenen auf Anweisung von Stalin rausg