"Darkroom" Rosa von Praunheim im Interview

Kino/Film Rosa von Praunheims spannungsgeladener Kino-Film "Darkroom - Tödliche Tropfen" erzählt auf wahren Begebenheiten basierend die Geschichte eines schwulen Schwulen-Mörders.

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Rosa von Praunheim
Rosa von Praunheim

Foto: imago images/VIADATA

Rosa von Praunheim lud mich zum Interview zu sich nach Hause ein. Auf meine Frage, ob ich einen bestimmten Kuchen mitbringen soll, antwortete er: „Bring einen lebenden Affen, oder zwei, einen Pinguin, drei Eichhörnchen und einen Sack voller Nüsse mit und blaue Augen und einen grossen Dildo und zwei Zentner Tomaten und eine Diskokugel und einen süssen kleinen Hund, aber in bunt. Gruss Rosa (Kuchen esse ich nicht, macht mich depressiv, lieber eine dicke Mohrrübe).

Herr von Praunheim, Sie drehten einst einen Film über die Umstellung Ihrer Essgewohnheiten, haben Sie diese doch sehr schwierige Umstellung inzwischen geschafft?

Rosa von Praunheim: „Das ist immer periodisch. Ich glaube, dass man mal Fress-Phasen hat und mal Diät-Phasen. Das ist immer schwer, ganz durchzuhalten.“

Ihr neuester Film „Darkroom - Tödliche Tropfen“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr spannend – obwohl man diesen Fall bereits über die Medien kannte. Ihre Verfilmung hielt sich nicht an alle Tatsachen, wurde das deshalb so gemacht, damit es ein Thriller wird?

Rosa von Praunheim: „Wegen Persönlichkeitsrechten haben wir es mit dem Autor Nico Woche etwas varriert. Rechtlich ist es so, dass der Verstorbene, also der Täter, keine Persönlichkeitsrechte mehr hat. Aber um ihn herum gibt es Leute, auf die man Rücksicht nehmen muss, deshalb haben wir biographisch einiges verändert.“

Die Droge „Liquid Extasy“ wurde von dem Mörder im Internet bestellt. Eine Menge, mit der er bis zu 100 Menschen hätte töten können. Es ist unfassbar, dass es heutzutage so einfach gemacht wird, an solche Mengen Drogen heranzukommen. Wie ist Ihre Meinung hierzu?

Rosa von Praunheim: „Er hat das herausbekommen, dass man das bestellen kann, und dann hat er das eben genutzt für seine Mordabsichten.“

Auf Überwachungsvideos ist der Mörder mit gesenkten Kopf durch Berlin gehend zu sehen. Glauben Sie, er hatte im Nachhinein ein Schamgefühl für seine Taten, wenn man seine Körperhaltung in Betracht zieht?

Rosa von Praunheim: „Das ist schwer zu sagen! Wir können die Psyche ja nicht ergründen. Er hat sich ja umgebracht und wir haben nicht mit ihm geredet. Ich denke natürlich, dass er ein Schuldbewusstsein hatte. Vor Gericht hatte er oft gesagt, dass er das nicht wollte. Ich denke aber schon, dass ihm bewusst war, was er da tat, was für Gründe das sind, dass er Menschen beim Sterben zusehen wollte, dass es für ihn ein Thrill war – er war ja Krankenpfleger.“

Glauben Sie, dass sich durch diese Mord-Serie etwas in der Schwulen-Szene verändert hat, beispielsweise dass die Leute mehr sensibilisiert oder vorsichtiger geworden sind?

Rosa von Praunheim: „Ja! Man sollte aufpassen, was man trinkt.“

Ist es durch den hohen Drogenkonsum in der Club-Szene nicht mehr so einfach, Fremde mit nach Hause zu nehmen?

Rosa von Praunheim: „Ich kenne mich in der Club-Szene nicht so aus. Ich bin kein Club-Gänger. Ich habe nur die Sache in diesem speziellen Fall recherchiert.“

Was hat Sie an diesem Fall so gereizt, um ihn zu verfilmen?

Rosa von Praunheim: „Naja, weil es eine schwule Geschichte ist. Es hat mich gereizt, weil er eigentlich sehr beliebt war! Alle redeten sehr sympathisch über ihn. Und mich reizte, herauszubekommen, warum jemand so etwas macht.“

Einen Regisseur wie Sie wird es nicht mehr geben, das sage ich immer in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Was kann man von Ihnen als Regisseur in Zukunft noch an neuen Filmen erwarten?

Rosa von Praunheim: „Aktuell habe ich einen Film gemacht über Opern-Diven und Opern-Tunten, über Schwule und Oper. Das ist für ZDF und arte. Dieser Film ist eben fertig geworden. Wir wissen noch nicht, ob es eine Kino-Version davon geben wird, weil die Rechte sehr teuer sind. Zudem haben wir viele Filme, an denen wir arbeiten, die aber noch nicht finanziert sind.

Demnächst soll ja auch ein Homo-Film über Adolf Hitler in Planung sein, oder?

Rosa von Praunheim: „Ich habe ein Theater-Stück geschrieben, das im Deutschen Theater Berlin am 20. Juni 2020 ur-aufgeführt wird: „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“. Das ist über Hitler und Friedrich den Großen, wo auch die Homosexualität vorkommt. Und für den WDR gibt es ein Projekt, das aber noch nicht abgeschlossen ist. Darin geht es über eine Jugendfreundschaft von Hitler."

Haben Sie keine Angst, sich damit mit der Rechten Szene anzulegen?

Rosa von Praunheim: „Eine Angst vor Rechter Szene sollte man nicht haben. Im Gegenteil: sich gegen die Rechten positionieren!“

Trailer "Darkroom - Tödliche Tropfen"

Eingebetteter Medieninhalt

Termine 2020 Rosa von Praunheim:

Kino-Start: Der Film DARKROOM - TÖDLICHE TROPFEN startet am 30. Januar im Kino. Bei einigen Terminen wird Rosa für ein Filmgespräch vor Ort sein:

30.01. FRANKFURT (a.M.) Harmonie Kinos - 20:30.
31.01. DÜSSELDORF Bambi - 21:15.
01.02. MÜNSTER Cinema - 18:00.
01.02. BERLIN Lichtblick-Kino - 20:00 Gast: Heiner Bomhard.
02.02. HAMBURG Abaton - 19:30.
10.02. MANNHEIM Cinema Quadrat - 20:30 - Gast: Heiner Bomhard.
Alle Termine und Infos: Missing Films

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Geschrieben von

Martin Döringer

Interviews, Fotos, Rezensionen.

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