„Shattered“-Hauptdarstellerin Lilly Krug: „Sky tut alles, um an ihr Ziel zu kommen“

Kino Am 24.11.22 startet der amerikanische Psycho-Thriller „Shattered“ in den deutschen Kinos. Der neue internationale Nachwuchs-Star Lilly Krug stellt unter der Regie von Luis Prieto die schaudererregende Hauptrolle hochinteressant dar

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Schauspielerin Lilly Krug
Schauspielerin Lilly Krug

Foto: Robin Marchant/Getty Images

"Shattered" Trailer:

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Wie hast du dich auf die Hauptrolle, die der Psychopathin Sky, in „Shattered“ vorbereitet?

Lilly Krug: „Sky ist faszinierend, weil sie alles macht, um das zu bekommen, was sie will. Ihr ist es egal, ob ihr Mann oder Frau im Wege steht. Sie hat ein Ziel. Und sie tut alles, um an dieses Ziel zu kommen! Sie ist eine sehr gebrochene Person, die gelernt hat, dass sie durch Macht und Manipulation an Liebe und an das herankommt, was sie haben will! Sie ist in einer Missbrauch-Familie aufgewachsen. Das sieht man auch am Stiefvater, der in der Mitte des Films vorkommt und der ihr das alles beigebracht hat. Ich glaube, am Ende sucht sie nur Liebe, Geborgenheit und Verbundenheit. Sie findet das zum ersten Mal mit Chris – deswegen ist der Film so interessant – weil sie zum ersten Mal etwas anderes spürt, davon total überwältigt ist und gar nicht weiß, wie man damit umgeht. Es bewegt etwas in ihr, sie weiß nicht, zu wem sie gehört, wo ihre Loyalität ist. Sie ist in gewisser Weise überfordert, deshalb ist auch das Ende des Films sehr überraschend!“

Die Besessenheit von Sky – kennst du das auch von dir selbst zum Beispiel mit der Filmbranche?

Lilly Krug: „Die Vorbereitung auf die Rolle war sehr intensiv! Meine erste Hauptrolle und dann gleich ein Charakter, der so komplex ist! Sie ist physisch sehr erfahren. Sie hat sich selbst beigebracht, wie man eine Pistole hält. Nicht professionell wie eine Polizistin, sondern wie jemand der einfach nur treffen will. Ich musste mich mental sehr auf sie vorbereiten, weil sie sehr raffiniert ist, sehr viele Verletzungen in sich trägt und ich musste genau herausfinden, was sie provoziert, was sie als Kind verletzte und was sie nun versucht zu kompensieren. Sie ist jemand, der für mich im persönlichen Leben sehr weit weg ist! So etwas greifbar zu machen und sich da hineinzuarbeiten, hat soviel Spaß gemacht! Ich bin so dankbar, dass ich in so eine Seele hineingehen durfte, um zu sehen, wie komplett anders jemand ist! Um zu sehen, wie man zu diesem Punkt kommt, beziehungsweise, was passieren muss, um zu diesen Punkt zu kommen. Sie hat ja ganz andere Beziehungen zu den Gefühlen, beispielsweise, wenn sie erzählt, dass sie ihre Mitbewohnerin umgebracht hat: Sie erzählt das so, als ob sie gerade ein Brötchen vom Bäcker geholt hat! Interessant ist auch, dass sie die Emotionen der anderen gut aufnimmt, und sieht genau, was sie sagen muss, um diese zu manipulieren. Dabei merkt sie aber nicht, wie gravierend die Sachen sind, die sie manchmal macht. Und das merkt man sehr, dass sie eine komplexe Beziehung zu diesen Emotionen hat.“

Also, dass sie eiskalt ist?

Lilly Krug: „In manchen Situationen und in anderen wieder nicht. Diese Gradwanderung und die Schwankungen von Sky machen sie so interessant: Manchmal ist sie emotionslos, und dann wiederum ist sie wieder von ihren Emotionen besessen.“

Deine Mutter, die deutsche Schauspiel-Ikone Veronica Ferres, ist Mit-Produzentin von „Shattered“. Hattest Du ein Mitspracherecht, wen oder was du gerne darstellen möchtest?

Lilly Krug: „Es hat eigentlich alles mit John Malkovich angefangen. Er wollte damals mit mir drehen, als ich 14 Jahre alt war. Damals hatte ich die Schauspielerei noch nicht für mich entdeckt und wusste noch nicht, was genau meine Erfüllung ist. Ich war in der Schule sehr fokussiert auf das Akademische und hatte ein Jahr, um alles auszuprobieren, um wirklich meine Passion zu finden. Ich bin total dankbar, dass meine Familie mir auch diese Zeit gegeben hat. John kam dann mit diesem Projekt erneut auf mich zu. Mama, Claudia Bluemhuber und John fingen an, dieses Projekt zu entwickeln, brachten es zum Sender, verkauften es an Lionsgate. Ich wurde zum Casting eingeladen, ich musste Licht- und Kamera-Tests machen. Der Regisseur musste mich live sehen, um zu sehen, wie schnell ich seine Notizen und Änderungen umsetzen kann. Um zu sehen, wie schnell ich Super-Traurig und Super-Glücklich spielen kann. Es gab viele Castingrunden, die ich machen musste und als ich die Zusage bekam, war ich total baff und sehr glücklich!“

Du bist von München nach Amerika gezogen. Wie findest du die Unterschiede von Deutschland zu USA?

Lilly Krug: „Ich habe das Glück, dass ich mit meinem Job an viele Orte reisen darf. Ich war gerade 3 Monate für einen Film in Puerto Rico, „Shattered“ habe ich in Montana gedreht. In Amerika habe ich gelernt, mehr auf Leute zuzugehen. Ich glaube aber, dass ich mittlerweile auch mehr Erfahrungen gesammelt habe, weil ich für Dreharbeiten an verschiedenen Orten lebte. Das wichtigste ist, mir dabei immer treu zu bleiben und offen für neue Begegnungen zu sein. Dadurch haben sich auch wunderbare Freundschaften entwickelt. Ich glaube, ein Ort ohne Leute, die du wirklich magst, ist ein leerer Ort.“

Also hast du nicht nur die typische bayerische „Mir san mir“-Mentalität?

Lilly Krug: „Doch, auch (lacht)! Ich bin ja in München aufgewachsen, aber ich bin auch viel gereist. Dadurch dass Mama gedreht hat, lebte ich beispielsweise ein Jahr in Südafrika und bin dort auch zur Schule gegangen, was mich auch sehr prägte. Ich durfte sehr früh, sehr viel von der Welt sehen.“

In Amerika machst du ein Doppel-Studium, Schauspiel und Psychologie. Bist Du sehr fixiert auf den amerikanischen Film-Arbeitsmarkt oder interessieren dich auch deutsche Filmproduktionen?

Lilly Krug: „Ich glaube, was ich weiterhin machen möchte, sind Projekte, die mich total erfüllen und bei denen ich das Gefühl habe, ich mache etwas, das die Leute unterhält, oder Geschichten, die wirklich was bewegen. Ich habe aktuell für eine ZDF-Krimi-Serie in Berlin gedreht. Auch wieder eine ganz komplexe Geschichte.

Mit Gerard Butler habe ich einen Action-Film („Plane“) gedreht.

Ich bin sehr dankbar, dass ich in beiden Märkten arbeiten darf, dass ich Filme in Amerika machen kann und dass ich auch in Deutschland drehe. Deutschland ist meine Heimat, ich liebe es hier!“

In „Shattered“ spielst du eine bisexuelle Szene. Wie stehst du allgemein zu dem LGTBQ-Thema?

Lilly Krug: „Ich finde es unfassbar wichtig, dass jeder das sein darf, was er ist! Ohne Angst, ohne etwas verbergen zu müssen! Es ist inzwischen sehr viel passiert, wenn man sich vorstellt, dass man vor 10 Jahren nicht einmal heiraten durfte, wenn man gleichgeschlechtlich verliebt war! Das allerwichtigste ist – vor allem auch als Künstler:in – dass du dich authentisch ausdrücken darfst, egal was du bist, denn das bist du und das was dich ausmacht – und das ist schön. Und keiner darf hierzu Kritik geben! Ich liebe Menschen, und ich liebe es, sie zu verstehen, deshalb studiere ich auch Psychologie.“

Deutschland-Premiere "Shattered":

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Geschrieben von

Martin Döringer

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